Donnerstag, 14. April 2016
Albtraum
Es klopfte dreimal an die Wohnungstüre, immer und immer wieder. Dana und ich waren alleine in der WG, denn die Jungs sind mit einigen Freunden weg gegangen.
Nach unserem „Mädelsabend“ mussten wir im Wohnzimmer auf der Couch eingeschlafen sein, denn da wurden wir nun wach. Es war dunkel im Zimmer. Nur das Mondlicht schien durch die Fenster. Es klopfte wieder aber diesmal wurde das Klopfen aggressiver. Dana riss die Augen weit auf und starrte mich an. „Wer ist das?“, flüsterte sie. Ich nahm mein Handy und schaute auf die Uhr. Wer klopfte um zwei Uhr morgens an unsere Türe? Das konnte nichts Gutes bedeuten. „Komm schon Noah, mach auf“, jammerte eine betrunkene Stimme hinter der Wohnungstüre. Diese Stimme war uns beiden bekannt. Dana und ich sprangen auf und gingen langsam in den Flur. „Das ist Kürsad! Wir müssen die Polizei rufen“, sagte Dana leise. Wir trauten uns nicht, das Licht einzuschalten. Also standen wir da im Dunkeln und ich spürte Danas Angst. Mir wurde schlecht. „Wir können ihn auch einfach weg schicken“, bemerkte ich nachdenklich. „Bist du wahnsinnig geworden?! Als wenn der dann geht!“, fuhr sie mich panisch an. Plötzlich klopfte es wieder dreimal aber diesmal kam das Geräusch aus Noahs Zimmer. Erschrocken wichen wir zurück und knallten mit unseren Rücken gegen die Wand. Das war echt gruselig! Dana klammerte sich an meinem Arm fest und sah sich in der dunklen Wohnung um. „Wie ist der in die Wohnung gekommen?“, fragte Dana ängstlich. „Wieso macht ihr hübschen Mädels mir nicht die Türe auf?“, wollte Kürsad vom anderen Ende der Türe wissen. Seine Stimme hörte sich seltsam an, bedrohlich aber auch fremd. Woher wusste er, dass wir in der Wohnung sind? „Oh mein Gott“, hauchte Dana und begann zu zittern. Das reichte mir. Ich wachte aus meiner Schock starre auf und ging zu meiner Tasche, die auf dem Boden im Flur lag. Dort kramte ich mein Pfefferspray heraus und ging zur Wohnungstüre. Dana ging einige Schritte zurück und schüttelte ihren Kopf. „Mach das nicht.“ Aber ich hatte die Türe bereits geöffnet und hielt mein Pfefferspray in den Flur. Dort war jedoch niemand zu sehen. Der Flur war leer und dunkel. Verwirrt trat ich einige Schritte hinaus und sah mich um. „Dana, hier ist keiner“, stellte ich entgeistert fest. Wie konnte das sein? Wir hatten keine Schritte gehört und vor kurzem stand er doch vor der Türe. Plötzlich krallte sich etwas in meinen linken Oberschenkel und ich schrie vor Schmerz. Dana kam sofort raus und zog mich in die Wohnung. Was war das? Sie schloss panisch die Türe und knipste das Licht an. In dem Moment knisterte die Deckenlampe und löste sich. Es gab einen lauten Knall, als diese zu Boden fiel und zersplitterte. Dana und ich schrien und rannten in das Wohnzimmer. „Was zur Hölle war das denn?“, kreischte Dana und machte im Wohnzimmer das Licht an. Diesmal funktionierte es. Da sah ich es, direkt hinter ihr. Es war ein dunkler Schatten aber dieser gehörte nicht zu ihr. Dafür war der Schatten viel zu groß und bedrohlich. „Dein Bein blutet“, stellte Dana erschrocken fest und kam auf mich zu. Ich sah auf die schmerzende Stelle und bemerkte das Blut, welches durch meine Schlafhose zu sehen war. Als ich wieder nach vorne blickte, war der Schatten verschwunden.
Ich zog meine Schlafhose aus und eine kurze Boxershorts an. So konnte ich meine Wunde besser verarzten. Mein Oberschenkel war mit blauen und violetten Flecken übersät und einem tiefen Kratzer. Dana verband die Wunde, um die Blutung zu stoppen. Wir saßen im Wohnzimmer auf der Couch und zitterten immer noch. „Wer hat dich draußen im Flur gekratzt?“, fragte mich Dana verängstigt. „Ich hab keinen gesehen“, log ich knapp. Eigentlich hatte ich auch niemanden gesehen, allerdings war da dieser Schatten gewesen. „Vielleicht war es doch Kürsad. Wir haben ihn doch gehört! Das ist ja wie in einem Horrorfilm hier“, dachte Dana laut nach. „Was sagen wir den Jungs?“ Ich dachte kurz darüber nach. „Jedenfalls nicht, dass wir Stimmen gehört haben. Das glauben die uns sowieso nicht und dann werden die sich darüber lustig machen“, stellte ich fest. Plötzlich bebte die Wohnung und Dana stand auf. In dem Moment tauchte der Schatten hinter ihr auf und stach ihr mit einem Messer in die Seite. Ich schrie solange, bis es komplett dunkel wurde.

Noah war über mich gebeugt und schüttelte mich wach, während ich immer noch schrie. Ich sah mich panisch in seinem beleuchteten Zimmer um und realisierte, dass ich alles nur geträumt hatte. Wie war das möglich? Sonst wusste ich doch immer, wenn ich träumte. Außerdem war dieser Traum so real gewesen…das konnte doch nicht sein! Besorgt blickte Noah in meine Augen und strich mir die Haare aus dem Gesicht. „Sag mir bitte, dass du wach bist.“ Jonah stand im Türrahmen und wirkte ebenfalls besorgt. Wie lange habe ich geschrien? Und vor allem…wie laut? „Es tut mir so leid“, hauchte ich und fing an zu weinen. Ich hatte die Kontrolle über meine Träume anscheinend komplett verloren. Was war ein Traum und was das wirkliche Leben? Wer sagte mir denn, dass ich jetzt grade in dem Moment nicht auch nur träumte? Das alles erinnerte mich an eine billige Version von „Inception“, nur war das leider mein Leben. „He…warum weinst du denn?“ Noah küsste mich auf die Stirn und half mir, mich aufzusetzen. „Ich hol ihr ein Glas Wasser“, sagte Jonah und verschwand im Flur. „Ich bin glaub ich verrückt geworden und ich weiß einfach nicht, wie ich es stoppen kann“, gab ich weinend zu. „Du bist doch nicht verrückt geworden. Wenn ich die Dinge erlebt hätte, die du erlebst hast, könnte ich auch nicht richtig schlafen“, bemerkte Noah liebevoll und reichte mir ein Taschentuch von dem Nachttisch. Jonah kam wieder ins Zimmer und reichte mir das Glas Wasser. „Ich geh jetzt wieder pennen. Muss früh raus aber wenn was ist, einfach Bescheid geben“, sagte er, während er gähnte. „Danke“, flüsterte ich.
Nachdem Jonah verschwunden war, nahm ich einen Schluck Wasser und stellte das Glas auf den Nachttisch. Dabei rutschte die Bettdecke von meinen Beinen und da ich nur eine Boxershorts trug, wurden meine Verletzungen sichtbar. „Was zum…“, gab Noah plötzlich von sich. Ich folgte seinem Blick zu meinem linken Oberschenkel.

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