Donnerstag, 11. Februar 2016
Ja, ich liebte den Countdown
Es klopfte an der Türe und ich wusste, wer es war. Ich stand schon eine Weile im dunklen Badezimmer und versuchte mich mit kaltem Wasser abzukühlen. Die ausgelassenen Stimmen von unten und die laute Musik schienen weit weg zu sein. Es klopfte wieder. "Kann ich bitte rein kommen?", hörte ich Noahs Stimme von der anderen Seite der Türe. Noch bevor ich eine Antwort gab, öffnete sich die Türe und er kam hinein. Ich setzte mich auf die Badewannenkante und er setzte sich stumm neben mich. "Das Jahr ist nach einer halben Stunde vorbei, also höchste Zeit nach unten zu kommen", bemerkte er und versuchte mich mit seiner guten Laune anzustecken. Ich starrte auf den Boden. "Wieso habe ich wieder mit jemandem Schluss gemacht, bei dem es doch eigentlich so gut lief?", fragte ich traurig und ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Ich konnte meine eigene Dummheit manchmal einfach nicht fassen. "Es lief nicht gut. Das ist das Problem, denn das ist nur Wunschdenken. Du warst nicht glücklich und das konnte jeder sehen und im Endeffekt hat er nicht mal um dich gekämpft. Also kannst du froh sein, ihn los zu sein", stellte er entschlossen fest und kniete sich vor mich, damit ich ihm in seine ozeanblauen Augen sah. Ich konnte mir ein leichtes Lächeln nicht verkneifen. "Ich kann wohl einfach nicht alleine sein, was?", fragte ich, halb im Scherz und halb weil ich wusste, dass es stimmte. "Das ist das nächste Problem. Du bist nicht alleine und wirst es auch nicht sein", versicherte er mir liebevoll und nahm meine Hand. Er stand auf und zog mich mit hoch. "Ich könnte dir jetzt sagen, dass das nächste Jahr besser wird aber das wären nur leere Worte. Jedes Jahr wird etwas passieren, was dich vielleicht aus der Bahn werfen wird, denn so ist das Leben. Aber ich weiß einfach, dass du stark genug bist. Und jetzt komm, ich weiß das du den Countdown liebst!" Er grinste und führte mich aus dem Badezimmer.
Ich wusste nicht, was das zwischen uns war. Diese Verbindung würde ich wohl nie verstehen.
Als wir die Treppen hinunter gingen, hörte ich die Leute von 10 herunterzählen und bekam, wie jedes Jahr, Gänsehaut.
Ja, ich liebte den Countdown.

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