Montag, 26. September 2016
Kein Zuhause
Da saß ich nun…in meinem Auto, mitten auf der Straße. Der Motor machte seine normalen Geräusche, während ich dort stand und auf den Asphalt starrte, der vor mir mithilfe von Laternen erleuchtet wurde. Es war Mitternacht und das nicht nur in Europa, sondern auch in meinem Kopf. Nichts machte mehr wirklich Sinn, selbst die alltäglichen Dinge. Am Straßenrand war kein Platz mehr für mein Auto. Überall parkten dicke Wagen und ich überlegte mir, wo ich würde parken können. Schließlich konnte ich nicht die ganze Nacht dort stehen und starren. Schon allein der Umwelt zuliebe. Genervt fuhr ich ein Stück weiter und quetschte mich zwischen zwei Autos. Nachdem ich den Motor abgestellt hatte, machte er seine Klick-Geräusche, welche er immer machte, wenn er dabei war sich abzukühlen. Meine Stirn suchte ihren Weg zum Lenkrad. Ich schloss die Augen, versuchte irgendetwas Positives in meinem Leben zu finden, damit ich die Depression bekämpfen konnte. Meine inneren Soldaten brauchten ein Ziel und vor allem einen Plan. Nach wie vor, hatte ich weder Job, noch Perspektive. Mein Geld wurde langsam aber sicher sehr knapp, genauso wie meine Nerven. Die Beziehung zu Marvin war, als wenn sie in einer riesigen Blase stecken würde. Man konnte sie sehen aber irgendetwas…eine kleine Schicht war zwischen uns. Missmutig verließ ich mein Auto und fluchte leise, als ich die vielen, teuren Autos um mich herum sah. Die Menschen hier konnten sich also solche Autos leisten aber keine eigene Garage? Pah! Als ich so über die Straße stampfte, um auf unseren Hof zu gelangen, hielt ich einen Moment inne. Zuerst wanderte mein Blick zum Himmel, der in dieser Nacht leider fast komplett bewölkt war. Danach schaute ich zu dem verlassenen Haus neben unserer Wohnung. Das Haus schien dunkler, als die Nacht. Große Bäume hingen über dem alten Balkon aus Holz. Blätter wucherten an der Fassade und der Garten war schon vollkommen bewachsen. Neugierig lehnte ich mich über den alten Drahtzaun, der mich von dem Haus trennte. Was wohl im inneren dieses Hauses war? Vielleicht sah das Haus von innen ganz anders aus, als man es erwartete. Man erwartet eine altmodische, muffige Einrichtung, wenn man so ein altes Haus sieht. Aber es kann auch sein, dass es modern eingerichtet wurde…naja, wahrscheinlich war es doch muffig. Und vielleicht befanden sich Leichen im Keller. Ich biss mir auf die Unterlippe, während ich dort in der Finsternis stand und mir sämtliche Horror-Szenarien ausmalte, die dort passiert sein könnten. Plötzlich raschelte etwas, dort wo unsere Mülltonnen standen. Zögernd folgte ich dem Weg, der zu unserem Hof führte. Das Rascheln wurde immer lauter und verwandelte sich nach und nach zu einem Knabbern. Ich griff in meine Handtasche und leuchtete mit meiner Handy-Lampe auf die Tonnen. Drei Ratten hockten in der Ecke und starrten mich erschrocken an. Eine wirkte, als würde sie mich gleich angreifen. Panisch und angeekelt kreischte ich auf und rannte zu unserer Haustüre. Hektisch drehte ich den Schlüssel herum und verschwand in unserem Flur. Irgendwie wurde mir deutlich, dass ich es immer hinauszögerte nach Hause zu kommen. Mein Zuhause fühlte sich seltsam unvertraut an und wurde nur noch als Zuflucht benutzt. Als Zuflucht…aber ein Zuhause wurde es dennoch nicht.

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