Sonntag, 14. Februar 2016
Mein neuer Lieblings-Moment
Es gibt manchmal Tage, da möchte man einfach mal weg. Der ganze Stress wird zuviel...man möchte einfach auf andere Gedanken kommen.
Es war schon spät am Abend und ich rannte verzweifelt aus meiner Wohnung. Warum? Nun, ich konnte nicht mehr. Die Probleme meines Lebens drohten mich wie eine Fliege zu zerquetschen und zu Hause fiel mir die Decke auf den Kopf.
Als ich in meinen Wagen stieg, überkam mich eine Idee. Meine große Schwester wohnte zwar etwas weiter weg aber der Weg würde sich lohnen. Ich schrieb ihr eine kurze Nachricht und wusste schon, dass sie zu Hause sein würde. Meine Schwester war keine Partymaus, die jedes Wochenende auf Achse war. Nein...sie liebte es sich zu Hause gemütlich zu machen. Und genau dahin wollte ich jetzt.
Ich startete den Motor und fuhr los. Während der Fahrt, beschloss ich gute Laune zu tanken, indem ich die Partymusik aus meinem Radio lauter stellte und mit sang.
Es dauerte etwas länger als eine halbe Stunde, bis ich in einer Nebenstraße vor ihrer Wohnung parkte. Es war dunkel und die Straßenlaternen gaben nicht viel her. Sie wohnte in einem stillen Stadtteil, indem es um diese Uhrzeit meistens ruhig und verlassen war. Es sei denn irgendein Fußballspiel wurde übertragen...dann stauten sich die Leute vor den Kneipen, die sich hier über die Hauptstraße erstreckten.
Ich stieg aus dem Auto aus und machte mir nicht die Mühe, zu klingeln. Es brannte Licht im obersten Fenster des Hauses, also hatte ich recht behalten. Ich nahm mein Handy und rief sie an und nach nur 10 Minuten stand sie bereit und mit bester Laune vor mir. "Willst du drüber reden?", fragte sie mitfühlend und beobachtete mich dabei, wie ich mein Auto abschloss. "Nein, ich möchte einfach nur einen schönen Abend haben", gestand ich. Sie fragte nicht mehr weiter nach und wir machten uns auf den Weg zur Straßenbahn. Mit der Straßenbahn war es leichter in die Innenstadt zu kommen, als mit dem Auto. Überall waren Baustellen und Umleitungen und es war erst recht schwer, einen Parkplatz zu finden, der kein halbes Vermögen kostete.
Die Hinfahrt verlief ruhig und kaum einer saß in der Bahn. Mir fiel auf, dass meine Schwester perfekt gestylt war...während ich mir keine Gedanken über mein Outfit gemacht hatte. Ich war einfach aus der Wohnung gerannt und war hierhin gefahren.
So genau hatte ich meinen Plan gar nicht durchdacht.
Ich trug eine normale Jeans, ein grünes Hemd und meine Haare bildeten einen Dutt. Zu meiner Erleichterung sah ich im Spiegelbild der Bahnfenster, dass ich mich geschminkt hatte. Gut, das ich nicht aussah wie ich mich fühlte.

Wir gingen in eine kleine, überfüllte Cocktailbar und bestellten uns alkoholfreie Getränke. Meine Schwester trank überhaupt keinen Alkohol. Meine Wenigkeit zwar schon aber ich nahm Rücksicht und wusste zudem nicht, ob ich an dem Abend noch Autofahren musste. Wir unterhielten uns über dies und jenes und bestellten uns eine große Portion Pommes, die wir uns teilten.
Der Abend war echt schön und ich konnte abschalten.
Auf dem Rückweg fiel uns auf, dass die Straßen der Innenstadt noch voller waren, als grade schon. Die meisten waren betrunken und lallten unverständliches Zeug. Wahrscheinlich hatten sie zu viel Glühwein getrunken, denn der Weihnachtsmarkt lud dazu ein. Es war weder sonderlich kalt, noch lag Schnee. Nur der Weihnachtsmarkt erinnerte an die Feiertage.
Wir gingen zurück in die Straßenbahn und setzten uns neben eine Gruppe Frauen, die sich lauthals unterhielten.
Die waren sichtlich angetrunken und zwischen ihnen saß ein kleines Mädchen, ungefähr 10 Jahre alt, der das offenbar unangenehm war. Sie hatte lange, haselnussbraune Haare, hinter denen sie versuchte ihr Gesicht zu verstecken. Unsere Blicke trafen sich und sie lächelte schwach. Die Arme.
Meine Schwester und ich nahmen das Gespräch gar nicht wahr...erst als einer der Frauen ein lautes Lachen entfuhr und sie damit die anderen Frauen ansteckte. Die Gruppe fing an lautstark zu lachen, eine Frau hatte sogar Tränen in den Augen. Ich sah meine Schwester an, die sich zurücknehmen musste nicht auch noch anzufangen. Dann sah ich zu einem älteren Mann, der gegenüber von uns saß und vorhin noch griesgrämig in seine Zeitung geguckt hatte. Jetzt lachte auch er laut mit. Es gab für mich kein halten mehr und ich stimmte mit ein und bekam fast keine Luft mehr. Meine Schwester gab nach und warf sich vor lachen nach vorne. Ehe wir uns versahen, lachte die ganze Bahn und sogar das kleine Mädchen schämte sich nicht mehr und lachte einfach mit.
So saßen wir da...bis zu der nächsten Haltestelle. Keiner in der Bahn kannte den Auslöser oder wusste warum er lachen musste aber eins war sicher, jeder verließ diese Bahn mit einem fetten Grinsen im Gesicht.
Mein neuer Lieblings-Moment.

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