Dienstag, 7. Juni 2016
Sein Anruf
Marvin:

Und es war wieder einmal der Regen, welcher gegen meine Scheibe rieselte, und mich wie fast jeden morgen aus dem Schlaf entreiste. Mein erster Gedanke war mal wieder an sie gerichtet. Seit Tagen quälten mich die Gedanken an sie, und der Fakt, dass ich wohl möglich alles versaut und sie für immer verloren habe. Nach kurzem Verweilen in Tagträumen, stand ich auf und zog mir meine kurze Sporthose an. Dazu das schwarz-rote T-Shirt was mich an sie erinnerte, da wir es damals zusammen bei NewYorker gekauft hatten. Der Anblick des T-Shirts erinnerte mich nur noch mehr an sie und ich musste mich stützen vor Sehnsucht. Immer wieder bereute ich mein früheres Verhalten, aber nun war es zuspät für mich, um was zu ändern. Auch wenn sie mir jede Nacht im Traum erschien wusste ich nicht, wie ich sie zurück gewinnen konnte. Es ist immer dieser Blick, welchen ich jeden Morgen auf mein Handy setzte, um zu gucken ob sie mir geschrieben hatte.

Das, was mich tagelang fertig machte,konnte ich nicht weiter verkraften. Mit der Zeit zerfraß mich die Ungewissheit von Innen und ich wusste es war Zeit zu handeln. Ich zog mein Handy aus meiner Tasche und wählte ihre Nummer welche immer noch unter dem Namen ,,Engel'' eingespeichert war. Zuerst wollte ich es sein lassen, doch dann fiel mir auf, dass wenn ich sie nun endgültig verlor, würde ich alles verlieren.

Dieses Mädchen war nicht wie die anderen Mädchen, welche sonst meinen Weg kreuzten. Nein, sie hatte etwas besonderes, was ich zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht genau definieren konnte. Sie war diejenige, welche mich selbst im Gedanken an sie aufbaute und glücklich machte. Doch nun war alles anders. Der tägliche Gedanke an sie und meine Sehnsucht ließen mir keine Ruhe.

Es war schon ungefähr 12 Uhr morgens, als ich sie anrief. Es kam in mir ein mulmiges Gefühl auf. Dieser Moment, wenn du weißt, wie viel auf dem Spiel steht.

Das erste was ich hörte, war ein stumpfes ,,Hallo?'', von einer Stimme die mir nicht bekannt vorkam. Es war eine Jungen-Stimme, welche nun fragte, wer ich denn sei und was mein Grund für den Anruf ist. Ich erwiderte ,,Ich bin Marvin'' , er wiederholte dies laut für die wohl möglich umstehenden Personen im Raum. ,,Marvin?'' , schallte eine vertraute Stimme durch den Hörer. Diese doch so vertraute Stimme kam von ihr, sie nahm das Handy. Sie schweigte, so als wolle sie nun gucken was ich sagen würde. Ich nutzte diese Gelegenheit und erzählte ihr von dem was ich zutiefst bereute. ,,Ich weiß, ich war dir Anfangs ein sehr schlechter Freund und über die Zeit, wo ich denke dich verloren zu haben, habe ich bemerkt wie viel du mir bedeutest.'' Ich wartete kurz, um auf ihre Reaktion zu achten, welche jedoch nicht eintrat. ,,Schau'' sagte ich, ,,es lief Anfangs nicht immer alles gut, aber ich verspreche dir, ich werde mich ändern!'' Dies war der Moment, in dem sie sich halblaut äußerte,,,Es ist zuspät Marvin.'' Dieser Satz brachte mich zum zittern, es kam mir vor als würde die Welt untergehen, nein nicht die Welt, meine Welt! ,,Würdest du mich lieben, so hättest du es schon viel früher getan'' , ergänzte sie. Ich blickte aus dem Fenster in den schraffen Regen hinein, welcher mich kurz alles vergessen ließ. In diesem kurzen Augenblick flogen mir damalige Bilder von ihr und mir vor Augen, was mich realisieren ließ, dass ich sie nicht ein zweites mal hätte verlieren können. ,,Gib mir nur eine letzte Chance und ich werde dir den Himmel auf Erden geben'' ,sagte ich verständlich indem ich meine letzte verbliebene Hoffnung in diesen Satz setzte. Sie war daraufhin still und sagte kein Wort mehr. Nach einer gefühlten Minute fragte sie verdutzt, ,,Bedeute ich dir wirklich soviel?'' ,,Ja, mehr als alles andere und ich habe meine Fehler in der Vergangenheit eingesehen und ich wäre der glücklichste Mann auf Erden, wenn du mir ein letztes mal verzeihen könntest.'' Mir war immer noch mulmig bei der Frage, was sie nun tun würde. Sekunden später, mit einer erstaunt glücklichen, aber zugleich auch mahnenden Stimme willigte sie ein, sich am nächsten Tag mit mir zu treffen und mir eine mögliche zweite Chance zu geben.

Selbst wenn wir nicht mehr zusammenkommen sollten, so will ich sie nicht noch komplett aus meinem Leben verlieren müssen. Mit entschlossener Stimme, sagte ich ,,okay, dann sehen wir uns morgen und danke nochmal.'' ,,Noch ist nichts entschieden'' , erwiderte sie, aber innerlich hatte ich ein gutes Gefühl, was mich beruhigte und meinen Schmerz abrupt stoppte.

Als das Gespräch beendet war, setzte ich mich auf mein Bett und schien glücklich mit der Situation. Ich schaute mir unser altes Bild von damals an und hoffte das sich alles zum Besseren entwickeln würde.

Zu Anfang war mir nie bewusst wie viel sie mir bedeutete doch mit der Zeit lernte ich sie zu lieben und davon nicht mehr los zulassen. Es war ein trüber Morgen, regnerisch und kühl. Das Wetter hätte meine Gefühle wiederspiegeln können.

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