Montag, 5. September 2016
Tagebucheintrag: Liebeserklärung
Ich liebe Marvin. Wirklich, ich liebe ihn. Was von Anfang an schien, wie eine Rettungsaktion...wurde zu einer echten Beziehung.
Anfangs wollte ich diesen verlorenen Jungen vor sich selbst und den Drogen retten, die seine Persönlichkeit immer mehr aufgesaugt haben. Doch ich lernte ihn besser kennen und verliebte mich. Erst sehr langsam und jetzt? Jetzt kann ich keinen Tag mehr ohne ihn verbringen. Aus einer Aufgabe wurde ein Verlangen. Manchmal gibt es Momente, in denen fehlen mir schlichtweg die Worte. Und das ist einer dieser Momente. Viele Menschen, die meine Geschichte bis hier hin in Bruchstücken verfolgt haben, denken sich, wieso ich so blöd bin und nicht Noah gewählt habe. Tja, die Liebe wird wohl keiner verstehen. Und es wird höchste Zeit, dass ich Marvin als Menschen beschreibe und nicht als Süchtigen. Zugegeben, am Anfang war er ein sehr schlechter Freund. Er musste lernen, was es heißt im Team zu agieren. Aber Marvin lernt schnell, wenn er sich echt für eine Sache oder in dem Fall, für einen Menschen interessiert. So vergingen die Wochen und viele davon haben wir benutzt, um uns gegenseitig fertig zu machen. So spielt manchmal das Leben. Es bringt zwei Menschen aus völlig unterschiedlichen Welten zusammen. Doch nach dem Sturm folgte die Stille und in dieser Stille hörten wir hin. Wir lernten uns mit jedem Tag besser kennen. Unsere Beziehung wurde stabiler. Ich begann Dinge zu tun, die ich damals immer für zu kitschig gehalten hatte. Und er? Marvin machte mir oft Geschenke. Er versuchte mir regelmäßig eine Erinnerung daran zu geben, wie gerne er mich glücklich sah. Natürlich lässt sich Liebe nicht in Geld messen aber allein der Gedanke zählt. Marvin fing an mich zu bekochen und mir alles zu geben, was in seiner Macht stand. Ja, ein Junge, der für mich kochte. Sowas vollkommen Neues hatte ich noch nie erlebt. Marvin sagte mir jeden Tag, wie hübsch ich doch sei. Er liebte jeden Zentimeter meines Körpers und gab mir das Gefühl, ich sei etwas ganz besonderes. Egal, wie verrückt mein Leben auch wurde, er hielt zu mir. Marvin stempelte mich nicht ab, er glaubte mir. Jedes Wort, welches meinen Mund verließ, glaubte er. So, als wäre ich sein persönlicher Prophet. Sein persönlicher Engel. Es gibt viele Mädchen, die solch einen Freund haben wollen. Und da ist der springende Punkt...zu seinem wahnsinnig tollem Charakter, sieht er auch noch sehr gut aus. Seine Haare sitzen immer perfekt , auch wenn er sich keine Mühe gibt. Er hat wunderschöne Augen, die mich an die ferne Galaxie erinnern. Und sein Lachen ist Goldwert. Alles in allem, ist er ein Mann, wie für mich gebacken. Der Punkt ist, so etwas Gutes passiert einer Person wie mir nicht einfach so.
Irgendwo muss es einen Haken geben. Denn er sieht mich als sein Engel aber ein Engel war und bin ich durchaus nicht. Die Dämonen in meinem Kopf plagen mich seit Jahren. Nächtelang versuche ich einen Weg zu Gott zu finden und weg von dem Bösen, dass mich tief im inneren eingenommen hat.
Ich bin kein Engel.
Ich bin ein Monster. Und ich versuche etwas besseres zu sein, für ihn.
Eine gute Freundin, das möchte ich sein.
Es gelingt mir einfach nicht...egal, was ich tue. Ich weiß, dass andere Mädchen ihn glücklicher machen könnten, als ich es kann. Ich weiß es einfach...und dieses Wissen macht mich krank. Es frisst mich auf, von innen nach außen.
Eine Nacht vergeht...die andere Nacht vergeht. Ich weiß, ich werde ihn bald verlieren. Meine Tränen brennen auf den Wangen. Ich möchte eine Welt ohne ihn nicht sehen.
Ich möchte in einer Welt ohne ihn nicht leben.
Doch wäre es nicht egoistisch, ihn in meine Welt zu ziehen, obwohl ich genau weiß, es macht ihn nicht glücklich?
Nach all der Zeit denke ich darüber nach, was Marvin aus mir gemacht hat.
Es war mein Ziel, ihn zu retten. Jetzt stelle ich aber fest, dass er mich gerettet hat.
Marvin hat mir gezeigt, was es heißt, sich zu bessern und füreinander da zu sein. Tatsächlich hat er mir die Grundlagen einer wahren Beziehung beigebracht. Ich werde ihm das nie vergessen. Auch, wenn ich in Wirklichkeit ein schlechter Mensch war, er hat mich zum Engel gemacht. Davon war er so überzeugt, dass ich für einen kurzen Augenblick dachte, ich könnte dieser Engel sein.
Ich liebte Marvin ,
Ich liebe Marvin.
Mehr ist es nicht, was ich mit Bestimmtheit sagen kann.
Mehr ist es nicht, was ich habe. Mein einziger Besitz ist dieser Name und die Geschichte, die ich mit diesem Namen verbinde. Eine Zukunft ohne diese Liebe wird es nicht geben. Ich liebe ihn. Bei jedem Wecker klingeln, bei jedem Blick zum Mond, bei jedem Wort welches ich schreibe, bei jedem Lied welches ich singe, bei jedem Streit und bei jeder Verzweiflung, bei jedem Tanzschritt, bis zum letzten Atemzug. Ich werde immer sagen können:
Ich liebe dich, Marvin.
Deine Haylie.

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