Dienstag, 9. Februar 2016
Nur ich zählte, ich und meine Zukunft.
Ich kam zwei Tage nicht aus meinem Zimmer.
Als ich am Montagmorgen nach Hause gekommen war, parkte ich mein Auto in der Garage, lies meinen Kopf auf das Lenkrad fallen und weinte mindestens 15 Minuten. Als ich mich einigermaßen gefangen hatte, nahm ich meine Tasche und trottete in meine Wohnung. Schlimmer hätte das Wochenende bei meiner Familie nicht enden können. Zu realisieren, dass die eigene Mutter fähig ist, mich so zu verletzen, halte ich nicht aus. Nicht nachdem meine Beziehung am gleichen Wochenende noch in die Brüche gegangen ist. Ich rannte in mein Zimmer und weinte dort weiter. Immer wieder fiel mein Blick auf mein Handy in der Hoffnung, jemand würde anrufen. Jemand würde anrufen und fragen ob ich gut angekommen sei, nachdem ich tränenüberströmt das Haus verlassen hatte. Doch keiner meldete sich. Den ganzen Montag saß ich auf meinem Bett, starrte wie eine Leiche auf mein Handy, bis meine Augen brannten. Irgendwann gab ich es auf und schlief ein.
Am Dienstag, als meine kaputten Augen das Tageslicht wahrnahmen, wusste ich sofort, dass dieser Tag nicht besser verlaufen würde.
Ich trottete ins Badezimmer und sah mein Spiegelbild. Ich war bleich, wie die Wand und tiefe dunkle Augenringe bildeten sich in meinem Gesicht ab. Ich sah einfach nur schrecklich aus. Da fragte ich mich, ob man an Kummer sterben konnte. Ich ging in die Küche, setzte den Kaffee auf und stopfte mir mein Frühstück buchstäblich in den Mund.
Mit einem letzten Blick auf mein Handy, ging ich zurück in mein Zimmer. Ich wusste, dass sich auch heute keiner melden würde. Ich schloss meine Zimmertüre hinter mir ab und lies mich dramatisch mit dem Rücken an der Türe zu Boden gleiten.
Anschließend nahm ich ein Buch und begann zu lesen. Ich las "Obsidian" und wünschte mir insgeheim, ein Außerirdischer würde, ähnlich wie im Buch, auf die Erde kommen und mich aus dem Trott herausholen.
Das Buch fesselte mich so sehr, dass sieben Stunden vergingen und ich das Buch am gleichen Tag noch fertig gelesen hatte. Meine Augen brannten und ich war immer noch in der Buchwelt.
Ich wünschte mir, ich hätte direkt alle Bücher dieser Reihe gekauft. So hätte ich nicht aufhören müssen, zu lesen.
Es war schon dunkel draußen und mir fiel ein, dass ich am nächsten Tag eine wichtige Prüfung hatte. Ich hatte nicht gelernt aber wusste, dass ich es auch so schaffen konnte, wenn ich mich konzentrierte und da fiel mir auf, ich lebte noch.
Morgen würde ich wieder unter Menschen gehen und mein Bestes geben. Ich wusste, dass die Kugel sich noch weiter drehte. Also rappelte ich mich einigermaßen wieder auf, ging ins Bad und duschte. Das kalte Wasser auf meinem Kopf tat gut und weckte mich.
Es holte mich zurück in die Realität. Ich konnte mein Leben auch ohne Familie und Beziehung meistern. Ich durfte es nur nicht von einzelnen Menschen abhängig machen, so wie ich es immer tat.
Nein, nur ich zählte in Moment. Ich und meine Zukunft.

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