Montag, 15. Februar 2016
bitterböse Wahrheit
Das ist das Problem wenn man zuviel nachdenkt...man findet meistens etwas, was man gar nicht finden wollte. Die bittere Wahrheit.
Jahrelang badete ich in Selbstzweifeln und gab mir die Schuld für alles. Ich gab eigentlich jedem die Schuld...außer ihm. Dabei war er derjenige, der mich in die Verdammnis zog. Langsam dämmerte es mir.
Nachdem ich mein Auto neben der Hauptstraße geparkt hatte, rief ich ihn an. Niemals wollte ich zu ihm in die Wohnung...nie wieder.
"Komm runter, sofort!", zischte ich in den Hörer, als Noah dran ging. Es dauerte keine 5 Minuten, da stand er vor mir. Mit verschränkten Armen sah ich ihn an und wich zurück, als er mich zur Begrüßung küssen wollte. Wir waren mitten auf einem belebten Bürgersteig und man merkte die Blicke der neugierigen Passanten. Doch das störte mich grade nicht im geringsten.
"Was ist passiert? Ist es doch wegen der Sache mit diesem Marvi...", wollte er fragen aber ich unterbrach ihn. "Wag es nicht seinen Namen auszusprechen!", fauchte ich ihn an. Er trat einen Schritt zurück und begriff langsam, dass ich es ernst meinte. Es fing wieder an leicht zu schneien aber das störte mich auch nicht. Ich sah nur noch diese Wut.
"Das war alles geplant oder? All die Jahre lang hast du dafür gesorgt das meine Beziehungen scheitern. Du hast mich manipuliert!", warf ich ihm vor. "Was redest du denn da? Was kann ich dafür, wenn du Schluss machst?", versuchte er sich raus zu reden aber ich kannte seine Masche bereits. Ich hatte ihn durchschaut. "Warum hab ich denn Schluss gemacht? Alles lief doch darauf hinaus...wenn du nicht gewesen wärst, dann wäre ich vielleicht heute noch mit ihm zusammen! Jedes Mal hast du dich eingemischt und jedes Mal hast du von meinem Handy aus Kontakt zu meinen Freunden aufgenommen, sodass sie auch noch sauer auf mich waren! Wie kommt das denn bitte rüber, wenn du ständig mein Handy hast? Ständig lagst du mir in den Ohren wie schlecht alle sind und das ich endlich einen Schlussstrich ziehen muss! Dabei war da noch alles in Ordnung...und ich? Ich dumme Kuh glaube dir jedes Wort, weil ich dachte das du mein Freund bist." Ich wurde immer lauter, als ich Sprach. Noah versuchte näher zu kommen aber ich stieß ihn von mir weg. "Heute Nachmittag hat sich Marv gemeldet. Weißt du was? Das war ne scheiß Aktion von dir, weil die jetzt alle ein total schlechtes Bild von der ganzen Situation haben. Du hast einfach nicht das Recht, dich in mein Leben einzumischen...wieso sorgst du dafür, dass ich nie mit einem Jungen glücklich werden kann?" Da ging mir ein Licht auf und ich erstarrte. Konnte das möglich sein? Noah sah verzweifelt aus und traurig. Er war so ein verdammt guter Schauspieler.
"Du bist noch mit ihm befreundet. Du bist noch mit ihm befreundet...das war alles geplant. Du solltest dafür sorgen, dass mich kein anderer mehr bekommt oder? Dann sind die Gerüchte also wahr!", stellte ich angewidert fest und Tränen brannten in meinen Augen. Nein, ich würde nicht vor ihm heulen. Wenn er wirklich noch mit meinem Exfreund befreundet war, wollte ich nichts mehr mit ihm zu tun haben. Denn dieser war gewalttätig und widerlich. Das würde auch bedeuten, dass Noah mir diese ganze Freundschaft nur vorgespielt hatte. Autsch.
Noah verlor seine Selbstbeherrschung und sein Gesichtsausdruck veränderte sich...er wirkte plötzlich...ertappt.
"So ist das nicht...", fing er an aber ich wollte es nicht hören. All die Jahre in denen ich zu ihm gerannt bin, weil ich dachte ich könne ihm vertrauen...dabei hatte er nur ein Ziel verfolgt: mich unglücklich zu machen. Er hatte sein Ziel erreicht, denn jetzt hatte ich gar keinen mehr.
Ich warf ihm einen vernichtenden Blick zu und ging zurück zu meinem Auto. Dabei hörte ich, wie er hinter mir herlief. "Ich liebe dich", sagte er laut.
...
Ich drehte mich um und sah ihn fassungslos an. "Schäm dich!", brüllte ich. Wie konnte er es wagen diese drei Worte auszusprechen?! Sie hatten keine Bedeutung mehr für mich...nie wieder.
Er versuchte mich am Arm zu packen aber ich riss ihn weg. "Wohin fährst du? Bleib hier und rede! Renn nicht immer weg!" Kurz bevor ich in meinen Wagen stieg, sah ich ihn kühl an. "Komisch, immer wenn es um andere Jungs ging sagtest du zu mir, ich solle nicht mehr mit ihnen sprechen." Damit verabschiedete ich mich von ihm und fuhr weg.

So fühlte es sich also an komplett alleine zu sein. Noah hatte dafür gesorgt, dass ich vereinsamte. Schritt für Schritt zog er mich in die Finsternis. Und ich war so naiv zu glauben, man könne mich tatsächlich mögen.
Zuerst dachte ich, die Erkenntnis der Einsamkeit würde mich emotional zerreißen. Ich fühlte nichts. Es war, als hätte jemand einen Stecker gezogen und den Strom abgestellt.
Plötzlich machte ich noch eine Erkenntnis...die Einsamkeit war jetzt meine neue Konstante. Dabei erkannte ich, das wenn man nichts mehr zu verlieren hatte, man unbesiegbar war. Ich wurde also jahrelang manipuliert und gesteuert, indem man mit meinen Gefühlen spielte. Da ich keine mehr zu haben schien, konnte ich den Spieß umdrehen.
Ich fuhr nach Hause und nachdem ich den Motor abgestellt hatte, flüsterte ich: "Mögen die Spiele beginnen..."

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