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Sonntag, 14. Februar 2016
Mein neuer Lieblings-Moment
moonlight13, 20:39h
Es gibt manchmal Tage, da möchte man einfach mal weg. Der ganze Stress wird zuviel...man möchte einfach auf andere Gedanken kommen.
Es war schon spät am Abend und ich rannte verzweifelt aus meiner Wohnung. Warum? Nun, ich konnte nicht mehr. Die Probleme meines Lebens drohten mich wie eine Fliege zu zerquetschen und zu Hause fiel mir die Decke auf den Kopf.
Als ich in meinen Wagen stieg, überkam mich eine Idee. Meine große Schwester wohnte zwar etwas weiter weg aber der Weg würde sich lohnen. Ich schrieb ihr eine kurze Nachricht und wusste schon, dass sie zu Hause sein würde. Meine Schwester war keine Partymaus, die jedes Wochenende auf Achse war. Nein...sie liebte es sich zu Hause gemütlich zu machen. Und genau dahin wollte ich jetzt.
Ich startete den Motor und fuhr los. Während der Fahrt, beschloss ich gute Laune zu tanken, indem ich die Partymusik aus meinem Radio lauter stellte und mit sang.
Es dauerte etwas länger als eine halbe Stunde, bis ich in einer Nebenstraße vor ihrer Wohnung parkte. Es war dunkel und die Straßenlaternen gaben nicht viel her. Sie wohnte in einem stillen Stadtteil, indem es um diese Uhrzeit meistens ruhig und verlassen war. Es sei denn irgendein Fußballspiel wurde übertragen...dann stauten sich die Leute vor den Kneipen, die sich hier über die Hauptstraße erstreckten.
Ich stieg aus dem Auto aus und machte mir nicht die Mühe, zu klingeln. Es brannte Licht im obersten Fenster des Hauses, also hatte ich recht behalten. Ich nahm mein Handy und rief sie an und nach nur 10 Minuten stand sie bereit und mit bester Laune vor mir. "Willst du drüber reden?", fragte sie mitfühlend und beobachtete mich dabei, wie ich mein Auto abschloss. "Nein, ich möchte einfach nur einen schönen Abend haben", gestand ich. Sie fragte nicht mehr weiter nach und wir machten uns auf den Weg zur Straßenbahn. Mit der Straßenbahn war es leichter in die Innenstadt zu kommen, als mit dem Auto. Überall waren Baustellen und Umleitungen und es war erst recht schwer, einen Parkplatz zu finden, der kein halbes Vermögen kostete.
Die Hinfahrt verlief ruhig und kaum einer saß in der Bahn. Mir fiel auf, dass meine Schwester perfekt gestylt war...während ich mir keine Gedanken über mein Outfit gemacht hatte. Ich war einfach aus der Wohnung gerannt und war hierhin gefahren.
So genau hatte ich meinen Plan gar nicht durchdacht.
Ich trug eine normale Jeans, ein grünes Hemd und meine Haare bildeten einen Dutt. Zu meiner Erleichterung sah ich im Spiegelbild der Bahnfenster, dass ich mich geschminkt hatte. Gut, das ich nicht aussah wie ich mich fühlte.
Wir gingen in eine kleine, überfüllte Cocktailbar und bestellten uns alkoholfreie Getränke. Meine Schwester trank überhaupt keinen Alkohol. Meine Wenigkeit zwar schon aber ich nahm Rücksicht und wusste zudem nicht, ob ich an dem Abend noch Autofahren musste. Wir unterhielten uns über dies und jenes und bestellten uns eine große Portion Pommes, die wir uns teilten.
Der Abend war echt schön und ich konnte abschalten.
Auf dem Rückweg fiel uns auf, dass die Straßen der Innenstadt noch voller waren, als grade schon. Die meisten waren betrunken und lallten unverständliches Zeug. Wahrscheinlich hatten sie zu viel Glühwein getrunken, denn der Weihnachtsmarkt lud dazu ein. Es war weder sonderlich kalt, noch lag Schnee. Nur der Weihnachtsmarkt erinnerte an die Feiertage.
Wir gingen zurück in die Straßenbahn und setzten uns neben eine Gruppe Frauen, die sich lauthals unterhielten.
Die waren sichtlich angetrunken und zwischen ihnen saß ein kleines Mädchen, ungefähr 10 Jahre alt, der das offenbar unangenehm war. Sie hatte lange, haselnussbraune Haare, hinter denen sie versuchte ihr Gesicht zu verstecken. Unsere Blicke trafen sich und sie lächelte schwach. Die Arme.
Meine Schwester und ich nahmen das Gespräch gar nicht wahr...erst als einer der Frauen ein lautes Lachen entfuhr und sie damit die anderen Frauen ansteckte. Die Gruppe fing an lautstark zu lachen, eine Frau hatte sogar Tränen in den Augen. Ich sah meine Schwester an, die sich zurücknehmen musste nicht auch noch anzufangen. Dann sah ich zu einem älteren Mann, der gegenüber von uns saß und vorhin noch griesgrämig in seine Zeitung geguckt hatte. Jetzt lachte auch er laut mit. Es gab für mich kein halten mehr und ich stimmte mit ein und bekam fast keine Luft mehr. Meine Schwester gab nach und warf sich vor lachen nach vorne. Ehe wir uns versahen, lachte die ganze Bahn und sogar das kleine Mädchen schämte sich nicht mehr und lachte einfach mit.
So saßen wir da...bis zu der nächsten Haltestelle. Keiner in der Bahn kannte den Auslöser oder wusste warum er lachen musste aber eins war sicher, jeder verließ diese Bahn mit einem fetten Grinsen im Gesicht.
Mein neuer Lieblings-Moment.
Es war schon spät am Abend und ich rannte verzweifelt aus meiner Wohnung. Warum? Nun, ich konnte nicht mehr. Die Probleme meines Lebens drohten mich wie eine Fliege zu zerquetschen und zu Hause fiel mir die Decke auf den Kopf.
Als ich in meinen Wagen stieg, überkam mich eine Idee. Meine große Schwester wohnte zwar etwas weiter weg aber der Weg würde sich lohnen. Ich schrieb ihr eine kurze Nachricht und wusste schon, dass sie zu Hause sein würde. Meine Schwester war keine Partymaus, die jedes Wochenende auf Achse war. Nein...sie liebte es sich zu Hause gemütlich zu machen. Und genau dahin wollte ich jetzt.
Ich startete den Motor und fuhr los. Während der Fahrt, beschloss ich gute Laune zu tanken, indem ich die Partymusik aus meinem Radio lauter stellte und mit sang.
Es dauerte etwas länger als eine halbe Stunde, bis ich in einer Nebenstraße vor ihrer Wohnung parkte. Es war dunkel und die Straßenlaternen gaben nicht viel her. Sie wohnte in einem stillen Stadtteil, indem es um diese Uhrzeit meistens ruhig und verlassen war. Es sei denn irgendein Fußballspiel wurde übertragen...dann stauten sich die Leute vor den Kneipen, die sich hier über die Hauptstraße erstreckten.
Ich stieg aus dem Auto aus und machte mir nicht die Mühe, zu klingeln. Es brannte Licht im obersten Fenster des Hauses, also hatte ich recht behalten. Ich nahm mein Handy und rief sie an und nach nur 10 Minuten stand sie bereit und mit bester Laune vor mir. "Willst du drüber reden?", fragte sie mitfühlend und beobachtete mich dabei, wie ich mein Auto abschloss. "Nein, ich möchte einfach nur einen schönen Abend haben", gestand ich. Sie fragte nicht mehr weiter nach und wir machten uns auf den Weg zur Straßenbahn. Mit der Straßenbahn war es leichter in die Innenstadt zu kommen, als mit dem Auto. Überall waren Baustellen und Umleitungen und es war erst recht schwer, einen Parkplatz zu finden, der kein halbes Vermögen kostete.
Die Hinfahrt verlief ruhig und kaum einer saß in der Bahn. Mir fiel auf, dass meine Schwester perfekt gestylt war...während ich mir keine Gedanken über mein Outfit gemacht hatte. Ich war einfach aus der Wohnung gerannt und war hierhin gefahren.
So genau hatte ich meinen Plan gar nicht durchdacht.
Ich trug eine normale Jeans, ein grünes Hemd und meine Haare bildeten einen Dutt. Zu meiner Erleichterung sah ich im Spiegelbild der Bahnfenster, dass ich mich geschminkt hatte. Gut, das ich nicht aussah wie ich mich fühlte.
Wir gingen in eine kleine, überfüllte Cocktailbar und bestellten uns alkoholfreie Getränke. Meine Schwester trank überhaupt keinen Alkohol. Meine Wenigkeit zwar schon aber ich nahm Rücksicht und wusste zudem nicht, ob ich an dem Abend noch Autofahren musste. Wir unterhielten uns über dies und jenes und bestellten uns eine große Portion Pommes, die wir uns teilten.
Der Abend war echt schön und ich konnte abschalten.
Auf dem Rückweg fiel uns auf, dass die Straßen der Innenstadt noch voller waren, als grade schon. Die meisten waren betrunken und lallten unverständliches Zeug. Wahrscheinlich hatten sie zu viel Glühwein getrunken, denn der Weihnachtsmarkt lud dazu ein. Es war weder sonderlich kalt, noch lag Schnee. Nur der Weihnachtsmarkt erinnerte an die Feiertage.
Wir gingen zurück in die Straßenbahn und setzten uns neben eine Gruppe Frauen, die sich lauthals unterhielten.
Die waren sichtlich angetrunken und zwischen ihnen saß ein kleines Mädchen, ungefähr 10 Jahre alt, der das offenbar unangenehm war. Sie hatte lange, haselnussbraune Haare, hinter denen sie versuchte ihr Gesicht zu verstecken. Unsere Blicke trafen sich und sie lächelte schwach. Die Arme.
Meine Schwester und ich nahmen das Gespräch gar nicht wahr...erst als einer der Frauen ein lautes Lachen entfuhr und sie damit die anderen Frauen ansteckte. Die Gruppe fing an lautstark zu lachen, eine Frau hatte sogar Tränen in den Augen. Ich sah meine Schwester an, die sich zurücknehmen musste nicht auch noch anzufangen. Dann sah ich zu einem älteren Mann, der gegenüber von uns saß und vorhin noch griesgrämig in seine Zeitung geguckt hatte. Jetzt lachte auch er laut mit. Es gab für mich kein halten mehr und ich stimmte mit ein und bekam fast keine Luft mehr. Meine Schwester gab nach und warf sich vor lachen nach vorne. Ehe wir uns versahen, lachte die ganze Bahn und sogar das kleine Mädchen schämte sich nicht mehr und lachte einfach mit.
So saßen wir da...bis zu der nächsten Haltestelle. Keiner in der Bahn kannte den Auslöser oder wusste warum er lachen musste aber eins war sicher, jeder verließ diese Bahn mit einem fetten Grinsen im Gesicht.
Mein neuer Lieblings-Moment.
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Valentinstag
moonlight13, 13:37h
Es war auch ein Valentinstag...
Es hatte mich erwischt. Meine Nase lief, wie ein Wasserfall, meine Augen waren angeschwollen und ich hatte Fieber. Es war auf jeden Fall nachvollziehbar, dass ich nicht in ein schickes Restaurant gehen wollte, geschweige denn sonst irgendwo hin.
Es machte sowieso den Eindruck, dass Eric auch nirgendwo hingehen wollte. Ohne Umschweife sagte er, er ginge zu Freunden und damit war das Thema auch schon beendet.
So hatte ich mir den Tag nicht vorgestellt. Ich zog mir eine dicke Jogginghose an und einen grauen Kapuzenpullover. Langsam trottete ich in das Bad, um mir meine Haare zu einem Zopf zu binden. Ich sah wirklich krank aus.
Nachdem ich mir Tee gemacht hatte, kuschelte ich mich zurück in meine Decke und begriff.
Eric bot nicht mal an, kurz zu mir zu kommen und sich um mich zu kümmern. Er wollte sofort mit Freunden weg, als wenn das schon so geplant gewesen wäre. Ich griff nach meinem Handy und checkte sein Facebook-Profil. Möglicherweise war das etwas paranoid aber ich schob es auf das Fieber.
Dabei stellte ich zu meinem entsetzen fest, dass er mit Mädchen weg ging. Der Tag wurde ja immer besser!
Ich schmiss mein Handy ans andere Ende des Bettes und drückte mein Gesicht auf das Kissen.
Meine Beziehung war zum Scheitern verurteilt. Er veränderte sich immer mehr und ich konnte es nicht aufhalten. Warum auch? Er war alt genug um zu entscheiden, was für ein Leben er führen wollte.
Mein Handy klingelte und für einen Moment hatte ich Hoffnung, er würde doch noch vorbei kommen.
Das Display zeigte jedoch einen anderen Namen...Noah.
"Und in welches Restaurant geht ihr?", fragte er mich ohne umschweife. "In ein fünf Sterne Restaurant. Was denkst du denn?", antwortete ich verschnupft und zog die Nase hoch.
"Hast du die Pest?", fragte er belustigt, was mir ein lächeln ins Gesicht zauberte. "Ja, sieht wohl so aus. Ich stehe anscheinend unter Quarantäne...also gibt es heute kein Date", erklärte ich hörbar enttäuscht und musste husten. Für einige Sekunden war es Still am anderen Ende der Leitung. "Soll das heißen...du bist alleine? Er hat dich alleine gelassen?", fragte er abfällig. Musste er mir das jetzt unter die Nase reiben? Ja, es war eine scheiß Aktion und es verletzte mich auch aber ich war nun mal krank. Vielleicht wollte er sich einfach nicht anstecken...
"Moment", hauchte ich in den Hörer und legte mein Handy auf meinen Schoss. Meine Nase lief und ich griff nach den Taschentüchern auf meinem kleinen Nachttisch. Nachdem ich meine Nase fertig geputzt hatte, warf ich die Rotzfahne in den Mülleimer neben meinem Bett und hielt mir wieder das Handy ans Ohr.
"Hat sich ja lecker angehört...macht es dir was aus, wenn ich komme?", fragte Noah leise. Machte es mir was aus? Ich schaute auf die Uhr an meinem Fernseher...es war erst Mittag und ich langweilte mich schon zu Tode. Ich hasste es krank zu sein, denn das war immer so langweilig!
Und ein gutes Buch hatte ich auch nicht mehr...
"Gut aber beschwer dich dann nicht, wenn du dich ansteckst", sagte ich kichernd und wir legten auf.
Nach einer Stunde klingelte es an der Türe. Ich stand auf und warf einen letzten Blick in den Spiegel, der an meiner Zimmertüre hing. So schlimm sah ich nicht aus, krank eben.
Die Wohnung, in der meine Großeltern und ich wohnten, war zwar etwas klein aber ich liebte sie.
Wir wohnten noch nicht so lange hier, deshalb waren die Möbel neu und die Wohnung sah aus, wie eine Vorzeigewohnung von Ikea.
Ich öffnete die Türe und kurze Zeit später stand Noah vor mir und er hatte einen großen Stoffbeutel dabei.
Er trug ein graues Oberteil, was sich über seine breite Brust spannte und eine schwarze Jeans. Es schien zu regnen, denn seine dunkelbraunen Haare waren feucht. Er grinste mich wie immer an.
Nachdem er seine Chucks ausgezogen hatte, führte er mich in unsere große Küche. "Wo sind deine Großeltern?", wollte er wissen uns sah sich symbolisch um. "Die übernachten heute bei Freunden. Ich sag ja, ich stehe unter Quarantäne", sagte ich durch die Nase.
Er legte den Beutel auf einen Küchenstuhl und fing an, auszupacken.
"Ich konnte nicht mit leeren Händen auftauchen, immerhin ist heute Valentinstag. Also...ich habe hier Nasentropfen, Tabletten gegen Halsschmerzen und Fieber, ne DVD, eine Suppe und ich wusste nicht, was du liest aber das Buch sah interessant aus", stellte er fest und reichte mir einen dicken Roman, während er den Rest auf dem Esstisch stapelte. Tränen der Rührung bildeten sich in meinen ohnehin feuchten Augen und ich betrachtete das Buch in meinen Händen. "Die Last der Schuld"...das sah auf jeden Fall interessant aus.
"Ich weiß nicht, was ich sagen soll...danke", flüsterte ich echt dankbar. Ich kannte so etwas nicht. Es war mir neu, dass einfach jemand da war und sich Gedanken über mich machte und dafür sorgte, das es mir besser ging. Trotzdem war ich verwirrt. Ich habe Noah anders kennengelernt und kannte ihn nicht so...fürsorglich. Ich wusste nicht, ob er das nicht nur spielte, um mich rum zu kriegen. "Du könntest mich einfach küssen...das wäre schon mega geil", bemerke er verführerisch und seine blauen Augen strahlten. Fassungslos starrte ich auf seine Lippen. Kurz dachte ich ernsthaft darüber nach. Was war bloß los mit mir? "Erstens bin ich in einer Beziehung und mache sowas nicht...und zweitens habe ich die Pest und meine Lippen tun selbst beim reden weh. Also willst du mich nicht wirklich küssen. Außerdem dachte ich du bist einfach so nett, ohne Hintergedanken aber da war ich wohl wieder zu naiv", meinte ich etwas beleidigt und rollte mit den Augen. "Ist ja gut", lachte er und half mir, die Sachen in mein Zimmer zu bringen.
Zuerst schauten wir uns die DVD an, die Noah mitgebracht hatte. Es war zum Glück ein Horrorfilm, denn die liebte ich und sie lenkten mich jedes Mal ab.
Nach dem Film, blieb ich unter meiner Decke und fing an, meinen neuen Roman zu lesen.
Noah stand auf und ging in die Küche, um mir die Suppe zu machen.
Wir verbrachten den ganzen Tag miteinander und ich konnte vergessen, wie verletzt ich eigentlich war.
Mir wurde bewusst, wie unglücklich mich die Beziehung machte, auch wenn ich meinen Freund liebte. Manchmal reichte Liebe allein nicht aus...auch wenn man sich das noch so sehr wünschte.
Wie sehr hätte ich mir gewünscht, dass mein Freund auf die Idee gekommen wäre bei mir vorbei zu schauen und all die Dinge zu machen, die Noah gemacht hatte.
Ich brauchte keine teuren Geschenke oder sowas in der Art. Was ich wirklich brauchte war jemand, der gegen meine Sturheit kämpfte und für mich da war, in jeder Situation. Wenn es zu viel verlangt war, dann war die Liebe einfach nicht stark genug...
Ach ja und was ich noch brauchte, war ein Buch. Ein Buch brauchte ich wirklich immer!
Es hatte mich erwischt. Meine Nase lief, wie ein Wasserfall, meine Augen waren angeschwollen und ich hatte Fieber. Es war auf jeden Fall nachvollziehbar, dass ich nicht in ein schickes Restaurant gehen wollte, geschweige denn sonst irgendwo hin.
Es machte sowieso den Eindruck, dass Eric auch nirgendwo hingehen wollte. Ohne Umschweife sagte er, er ginge zu Freunden und damit war das Thema auch schon beendet.
So hatte ich mir den Tag nicht vorgestellt. Ich zog mir eine dicke Jogginghose an und einen grauen Kapuzenpullover. Langsam trottete ich in das Bad, um mir meine Haare zu einem Zopf zu binden. Ich sah wirklich krank aus.
Nachdem ich mir Tee gemacht hatte, kuschelte ich mich zurück in meine Decke und begriff.
Eric bot nicht mal an, kurz zu mir zu kommen und sich um mich zu kümmern. Er wollte sofort mit Freunden weg, als wenn das schon so geplant gewesen wäre. Ich griff nach meinem Handy und checkte sein Facebook-Profil. Möglicherweise war das etwas paranoid aber ich schob es auf das Fieber.
Dabei stellte ich zu meinem entsetzen fest, dass er mit Mädchen weg ging. Der Tag wurde ja immer besser!
Ich schmiss mein Handy ans andere Ende des Bettes und drückte mein Gesicht auf das Kissen.
Meine Beziehung war zum Scheitern verurteilt. Er veränderte sich immer mehr und ich konnte es nicht aufhalten. Warum auch? Er war alt genug um zu entscheiden, was für ein Leben er führen wollte.
Mein Handy klingelte und für einen Moment hatte ich Hoffnung, er würde doch noch vorbei kommen.
Das Display zeigte jedoch einen anderen Namen...Noah.
"Und in welches Restaurant geht ihr?", fragte er mich ohne umschweife. "In ein fünf Sterne Restaurant. Was denkst du denn?", antwortete ich verschnupft und zog die Nase hoch.
"Hast du die Pest?", fragte er belustigt, was mir ein lächeln ins Gesicht zauberte. "Ja, sieht wohl so aus. Ich stehe anscheinend unter Quarantäne...also gibt es heute kein Date", erklärte ich hörbar enttäuscht und musste husten. Für einige Sekunden war es Still am anderen Ende der Leitung. "Soll das heißen...du bist alleine? Er hat dich alleine gelassen?", fragte er abfällig. Musste er mir das jetzt unter die Nase reiben? Ja, es war eine scheiß Aktion und es verletzte mich auch aber ich war nun mal krank. Vielleicht wollte er sich einfach nicht anstecken...
"Moment", hauchte ich in den Hörer und legte mein Handy auf meinen Schoss. Meine Nase lief und ich griff nach den Taschentüchern auf meinem kleinen Nachttisch. Nachdem ich meine Nase fertig geputzt hatte, warf ich die Rotzfahne in den Mülleimer neben meinem Bett und hielt mir wieder das Handy ans Ohr.
"Hat sich ja lecker angehört...macht es dir was aus, wenn ich komme?", fragte Noah leise. Machte es mir was aus? Ich schaute auf die Uhr an meinem Fernseher...es war erst Mittag und ich langweilte mich schon zu Tode. Ich hasste es krank zu sein, denn das war immer so langweilig!
Und ein gutes Buch hatte ich auch nicht mehr...
"Gut aber beschwer dich dann nicht, wenn du dich ansteckst", sagte ich kichernd und wir legten auf.
Nach einer Stunde klingelte es an der Türe. Ich stand auf und warf einen letzten Blick in den Spiegel, der an meiner Zimmertüre hing. So schlimm sah ich nicht aus, krank eben.
Die Wohnung, in der meine Großeltern und ich wohnten, war zwar etwas klein aber ich liebte sie.
Wir wohnten noch nicht so lange hier, deshalb waren die Möbel neu und die Wohnung sah aus, wie eine Vorzeigewohnung von Ikea.
Ich öffnete die Türe und kurze Zeit später stand Noah vor mir und er hatte einen großen Stoffbeutel dabei.
Er trug ein graues Oberteil, was sich über seine breite Brust spannte und eine schwarze Jeans. Es schien zu regnen, denn seine dunkelbraunen Haare waren feucht. Er grinste mich wie immer an.
Nachdem er seine Chucks ausgezogen hatte, führte er mich in unsere große Küche. "Wo sind deine Großeltern?", wollte er wissen uns sah sich symbolisch um. "Die übernachten heute bei Freunden. Ich sag ja, ich stehe unter Quarantäne", sagte ich durch die Nase.
Er legte den Beutel auf einen Küchenstuhl und fing an, auszupacken.
"Ich konnte nicht mit leeren Händen auftauchen, immerhin ist heute Valentinstag. Also...ich habe hier Nasentropfen, Tabletten gegen Halsschmerzen und Fieber, ne DVD, eine Suppe und ich wusste nicht, was du liest aber das Buch sah interessant aus", stellte er fest und reichte mir einen dicken Roman, während er den Rest auf dem Esstisch stapelte. Tränen der Rührung bildeten sich in meinen ohnehin feuchten Augen und ich betrachtete das Buch in meinen Händen. "Die Last der Schuld"...das sah auf jeden Fall interessant aus.
"Ich weiß nicht, was ich sagen soll...danke", flüsterte ich echt dankbar. Ich kannte so etwas nicht. Es war mir neu, dass einfach jemand da war und sich Gedanken über mich machte und dafür sorgte, das es mir besser ging. Trotzdem war ich verwirrt. Ich habe Noah anders kennengelernt und kannte ihn nicht so...fürsorglich. Ich wusste nicht, ob er das nicht nur spielte, um mich rum zu kriegen. "Du könntest mich einfach küssen...das wäre schon mega geil", bemerke er verführerisch und seine blauen Augen strahlten. Fassungslos starrte ich auf seine Lippen. Kurz dachte ich ernsthaft darüber nach. Was war bloß los mit mir? "Erstens bin ich in einer Beziehung und mache sowas nicht...und zweitens habe ich die Pest und meine Lippen tun selbst beim reden weh. Also willst du mich nicht wirklich küssen. Außerdem dachte ich du bist einfach so nett, ohne Hintergedanken aber da war ich wohl wieder zu naiv", meinte ich etwas beleidigt und rollte mit den Augen. "Ist ja gut", lachte er und half mir, die Sachen in mein Zimmer zu bringen.
Zuerst schauten wir uns die DVD an, die Noah mitgebracht hatte. Es war zum Glück ein Horrorfilm, denn die liebte ich und sie lenkten mich jedes Mal ab.
Nach dem Film, blieb ich unter meiner Decke und fing an, meinen neuen Roman zu lesen.
Noah stand auf und ging in die Küche, um mir die Suppe zu machen.
Wir verbrachten den ganzen Tag miteinander und ich konnte vergessen, wie verletzt ich eigentlich war.
Mir wurde bewusst, wie unglücklich mich die Beziehung machte, auch wenn ich meinen Freund liebte. Manchmal reichte Liebe allein nicht aus...auch wenn man sich das noch so sehr wünschte.
Wie sehr hätte ich mir gewünscht, dass mein Freund auf die Idee gekommen wäre bei mir vorbei zu schauen und all die Dinge zu machen, die Noah gemacht hatte.
Ich brauchte keine teuren Geschenke oder sowas in der Art. Was ich wirklich brauchte war jemand, der gegen meine Sturheit kämpfte und für mich da war, in jeder Situation. Wenn es zu viel verlangt war, dann war die Liebe einfach nicht stark genug...
Ach ja und was ich noch brauchte, war ein Buch. Ein Buch brauchte ich wirklich immer!
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