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Sonntag, 28. Februar 2016
Das Zimmer voller Erinnerungen
moonlight13, 23:12h
Immer wenn ich mein Zimmer sah, musste ich an meinen Umzug in diese kleine Wohnung denken. Damals wohnten wir noch in einem großen Haus, indem ich aufgewachsen bin. Dort hatte ich den kompletten Dachgeschoss und ein Extrazimmer nur für mich. Natürlich war es ein Kulturschock, als ich daraufhin mein neues Zimmer sah. Es war so klein, dass ich mich sofort fragte, ob allein meine Sammlung von Büchern dort reinpasste. Während meine Großeltern, die sehr an unserem Haus hangen, noch dort blieben um die Kartons fertig zu packen, beschloss ich früher als sie in die Wohnung zu ziehen. Ich wollte die Möbel meines neuen Zimmers bauen, der Wand einen neuen Anstrich verpassen und diesen „Käfig“ wenigstens schön schmücken. Meine Devise war: „Mach das beste aus der Situation!“
So stand ich da, alleine in der neuen, fast leeren Wohnung. Es roch nach frischer Farbe, weil mein Großvater bereits das Wohnzimmer gestrichen hatte. Nichts erinnerte an ein zu Hause. Das Einzige, was in meinem Zimmer stand war das Bett, welches an pink-violetten Wand aufgebaut war. Die anderen Möbel befanden sich noch in ihren Kartons und versperrten den Weg zum Bett. Gemütlich war hier gar nichts. In der ersten Nacht saß ich lange auf dem Bett und starrte durch meine großen Fenster in den Nachthimmel. Es waren viele Sterne zu sehen, die mich hoffnungsvoll anfunkelten. Die neue Wohnung sollte ein neuer Lebensabschnitt sein, den ich gemeinsam mit Eric meistern wollte. Ja, zu dem Zeitpunkt waren wir noch zusammen und eigentlich auch glücklich. Mein Handy vibrierte auf dem Laminat-Boden und ich streckte meinen Arm aus, um es aufzuheben. Noahs Name blitzte auf, was nicht verwunderlich war. Auch damals war er schon ein dramatischer aber auch charmanter Stalker. „Kaum in der neuen Wohnung schon versuchst du mich auswindig zu machen?“, scherzte ich in den Hörer und spielte mit meinen Haaren. „Wie gefällt dir dein neues Zimmer?“, wollte er sarkastisch wissen. Dabei wusste er bereits, welch ein Graus es mir war, hier zu schlafen. In dieser für mich fremden Wohnung, in der eine Menge leer stand. „Kein Kommentar“, sagte ich genervt. „Im Ernst, was willst du?“ Ich hörte ihn durch den Hörer durchatmen. „Hast du vielleicht Lust mit mir einen Film anzusehen? Ich kann vorbei kommen.“ Das kam nicht in Frage, allein schon wegen meinem Freund. Er mochte Noah nicht, was ich verstehen konnte. Jedes Mal startete er neue Flirtversuche, die meine glückliche Beziehung belasteten. „Du weißt, dass es nicht geht. Es tut mir leid…ich leg jetzt auf“, verabschiedete ich mich schnell. Nachdem wir aufgelegt hatten, fühlte ich mich seltsam. Noah machte mich neugierig, soviel musste ich zugeben. Aber ich liebte meinen Freund vom ganzen Herzen! Also lag es an mir, Prioritäten zu setzen.
Am nächsten Tag kam Dana zu mir, weil sie mir beim Aufbau meines Zimmers helfen wollte. Die Küche stand bereits in der Wohnung. Zum Glück, denn so konnte ich wenigstens meinen morgendlichen Kaffee genießen. Dana trug eine graue Jogginghose und ein bauchfreies Sportoberteil, was ihr echt schmeichelte. Ihre naturroten Haare hingen ihr in Engelslocken über ihre Schultern. Ich dagegen sah nicht so sexy aus, wenn man sich die schwarze Jogginghose ansah und das viel zu große T-Shirt, welches einen Seriencharakter von „The Walking Dead“ zeigte. Mein Zopf fiel auch schon auseinander aber das musste man mir verzeihen, denn gut geschlafen hatte ich überhaupt nicht. Wir gingen beide in mein Zimmer und kletterten über die Kartons. „Wow, du hast ganz Ikea geplündert!“, rief Dana gespielt dramatisch aus, als sie die Kartons sah. Ich stemmte meine Hände in die Hüften. „Die Möbel sind alle total schön! Ich weiß nur nicht, wo wir anfangen sollen.“ Irgendwann beschlossen wir, mit dem Kleiderschrank anzufangen. So verbrachten wir unseren Tag. Es war viel Arbeit und kostete enorme Kraft aber gegen Abend standen alle Möbel fertiggebaut in meinem neuen Zimmer. Die Einrichtung war hauptsächlich weiß, weil ich es mit der Dekoration und der Wandfarbe knallen lassen wollte. Als ich mich umsah, war ich echt zufrieden. Dana und ich saßen auf dem Boden und atmeten durch. „Das war echt ne schwere Geburt!“, stellte Dana erschöpft fest und rieb sich mit der Hand über ihre Stirn. „Danke! Ohne dich hätte das noch viel länger gedauert“, bemerkte ich erleichtert. Vielleicht würde es mir in diesem Zimmer doch gefallen, obwohl es so klein war.
Wir bestellten uns zwei Pizzen und während wir warteten, schloss ich meinen Fernseher an. Zuerst dachte ich, es würde nicht funktionieren aber als ich dann die Nachrichten vor mir aufblitzen sah, wandte ich mich stolz an Dana. „Wir können doch noch einen Film ansehen!“, sagte ich. Der Fernseher funktionierte einwandfrei. Unsere Pizzen wurden geliefert und wir machten es uns auf meinem Bett bequem, während wir „Hancock“ schauten. Irgendwann im Film fragte Dana mich: „Und? Bist du eigentlich glücklich in deiner Beziehung?“ Ich sah kurz zu ihr und dann wieder auf den Bildschirm. „Ja, ich denke das wird sehr lange halten. Ich liebe ihn.“
Und jetzt? Jetzt lag Noah neben mir und meine damalige Beziehung war in weiter Ferne. Das Zimmer würde mich immer wieder an diese Zeit erinnern. Noah aß Chips, während er sich auf den Film konzentrierte. Wie damals, als Dana bei mir war, lief „Hancock“. Es schien mir fast schon symbolisch. Ich starrte ebenfalls auf den Fernseher, weil mich diese Geschichte nach wie vor mitnahm. Eigentlich weinte ich bei jedem Film, weil ich mich zu sehr in die Charaktere rein steigerte. Es war, als würde ich mit ihnen leiden. Das gehörte wohl zu meiner sensiblen Persönlichkeit. Spätestens, als „Hancock“ im Film seine Geschichte erzählte, brachen bei mir sämtliche Dämme. Noah sah mich amüsiert an und warf mit einem Chip nach mir. „Wie kann man bei diesem Film weinen?“ Man kann bei jedem Film weinen, wenn man sich auf die Story einlässt. „Findest du das nicht traurig? Seine ganze Geschichte…ich meine, er ist der Einzige seiner Art. Jeder hasst ihn, weil er Schwierigkeiten hat sich anzupassen. Dann findet er heraus, dass die Frau auch ist wie er. Aber sobald sie miteinander zu tun haben, sterben beide“, erzählte ich niedergeschlagen, ohne den Blick vom Bildschirm zu wenden. „Für was würdest du dich denn entscheiden? Für Unsterblichkeit oder für die Liebe?“, fragte er mich plötzlich ganz ernst. Damit hatte ich nicht gerechnet, sondern damit, dass er sich über mich lustig machen würde. „Schwer zu sagen“, gab ich zu und zuckte mit meinen Schultern. „Das wäre echt krass. Man hätte Superkräfte und würde niemals sterben aber ich denke, irgendwann wird so ein Leben auch langweilig. So ganz ohne Liebe meine ich. Man würde niemals Kinder kriegen können und zusammen alt werden. Ich kann verstehen, warum die Superfrau im Film ein normales Leben führen will.“ Noah suchte meinen Blick, dann grinste er. „Du hast immer gesagt, du willst keine Kinder kriegen“, bemerkte er. „In meinem Leben habe ich viele komische Sachen gesagt“, gab ich zurück und musste lachen. Warum unterhielten wir uns jetzt übers Kinder kriegen? Ich legte mich neben Noah und kuschelte meinen Kopf an seine Brust. Dabei dachte ich wieder an die Zeit zurück, in der ich dieses Zimmer eingerichtet hatte. Niemals hätte ich gedacht, dass sich die Dinge so entwickeln würden. Noah legte die Chips-Tüte auf meinen Nachttisch und kuschelte sich ebenfalls an mich. „Ich liebe dich“, flüsterte er. Dies war mein Part, aber ich schwieg. Diese drei Worte machten mir Angst.
So stand ich da, alleine in der neuen, fast leeren Wohnung. Es roch nach frischer Farbe, weil mein Großvater bereits das Wohnzimmer gestrichen hatte. Nichts erinnerte an ein zu Hause. Das Einzige, was in meinem Zimmer stand war das Bett, welches an pink-violetten Wand aufgebaut war. Die anderen Möbel befanden sich noch in ihren Kartons und versperrten den Weg zum Bett. Gemütlich war hier gar nichts. In der ersten Nacht saß ich lange auf dem Bett und starrte durch meine großen Fenster in den Nachthimmel. Es waren viele Sterne zu sehen, die mich hoffnungsvoll anfunkelten. Die neue Wohnung sollte ein neuer Lebensabschnitt sein, den ich gemeinsam mit Eric meistern wollte. Ja, zu dem Zeitpunkt waren wir noch zusammen und eigentlich auch glücklich. Mein Handy vibrierte auf dem Laminat-Boden und ich streckte meinen Arm aus, um es aufzuheben. Noahs Name blitzte auf, was nicht verwunderlich war. Auch damals war er schon ein dramatischer aber auch charmanter Stalker. „Kaum in der neuen Wohnung schon versuchst du mich auswindig zu machen?“, scherzte ich in den Hörer und spielte mit meinen Haaren. „Wie gefällt dir dein neues Zimmer?“, wollte er sarkastisch wissen. Dabei wusste er bereits, welch ein Graus es mir war, hier zu schlafen. In dieser für mich fremden Wohnung, in der eine Menge leer stand. „Kein Kommentar“, sagte ich genervt. „Im Ernst, was willst du?“ Ich hörte ihn durch den Hörer durchatmen. „Hast du vielleicht Lust mit mir einen Film anzusehen? Ich kann vorbei kommen.“ Das kam nicht in Frage, allein schon wegen meinem Freund. Er mochte Noah nicht, was ich verstehen konnte. Jedes Mal startete er neue Flirtversuche, die meine glückliche Beziehung belasteten. „Du weißt, dass es nicht geht. Es tut mir leid…ich leg jetzt auf“, verabschiedete ich mich schnell. Nachdem wir aufgelegt hatten, fühlte ich mich seltsam. Noah machte mich neugierig, soviel musste ich zugeben. Aber ich liebte meinen Freund vom ganzen Herzen! Also lag es an mir, Prioritäten zu setzen.
Am nächsten Tag kam Dana zu mir, weil sie mir beim Aufbau meines Zimmers helfen wollte. Die Küche stand bereits in der Wohnung. Zum Glück, denn so konnte ich wenigstens meinen morgendlichen Kaffee genießen. Dana trug eine graue Jogginghose und ein bauchfreies Sportoberteil, was ihr echt schmeichelte. Ihre naturroten Haare hingen ihr in Engelslocken über ihre Schultern. Ich dagegen sah nicht so sexy aus, wenn man sich die schwarze Jogginghose ansah und das viel zu große T-Shirt, welches einen Seriencharakter von „The Walking Dead“ zeigte. Mein Zopf fiel auch schon auseinander aber das musste man mir verzeihen, denn gut geschlafen hatte ich überhaupt nicht. Wir gingen beide in mein Zimmer und kletterten über die Kartons. „Wow, du hast ganz Ikea geplündert!“, rief Dana gespielt dramatisch aus, als sie die Kartons sah. Ich stemmte meine Hände in die Hüften. „Die Möbel sind alle total schön! Ich weiß nur nicht, wo wir anfangen sollen.“ Irgendwann beschlossen wir, mit dem Kleiderschrank anzufangen. So verbrachten wir unseren Tag. Es war viel Arbeit und kostete enorme Kraft aber gegen Abend standen alle Möbel fertiggebaut in meinem neuen Zimmer. Die Einrichtung war hauptsächlich weiß, weil ich es mit der Dekoration und der Wandfarbe knallen lassen wollte. Als ich mich umsah, war ich echt zufrieden. Dana und ich saßen auf dem Boden und atmeten durch. „Das war echt ne schwere Geburt!“, stellte Dana erschöpft fest und rieb sich mit der Hand über ihre Stirn. „Danke! Ohne dich hätte das noch viel länger gedauert“, bemerkte ich erleichtert. Vielleicht würde es mir in diesem Zimmer doch gefallen, obwohl es so klein war.
Wir bestellten uns zwei Pizzen und während wir warteten, schloss ich meinen Fernseher an. Zuerst dachte ich, es würde nicht funktionieren aber als ich dann die Nachrichten vor mir aufblitzen sah, wandte ich mich stolz an Dana. „Wir können doch noch einen Film ansehen!“, sagte ich. Der Fernseher funktionierte einwandfrei. Unsere Pizzen wurden geliefert und wir machten es uns auf meinem Bett bequem, während wir „Hancock“ schauten. Irgendwann im Film fragte Dana mich: „Und? Bist du eigentlich glücklich in deiner Beziehung?“ Ich sah kurz zu ihr und dann wieder auf den Bildschirm. „Ja, ich denke das wird sehr lange halten. Ich liebe ihn.“
Und jetzt? Jetzt lag Noah neben mir und meine damalige Beziehung war in weiter Ferne. Das Zimmer würde mich immer wieder an diese Zeit erinnern. Noah aß Chips, während er sich auf den Film konzentrierte. Wie damals, als Dana bei mir war, lief „Hancock“. Es schien mir fast schon symbolisch. Ich starrte ebenfalls auf den Fernseher, weil mich diese Geschichte nach wie vor mitnahm. Eigentlich weinte ich bei jedem Film, weil ich mich zu sehr in die Charaktere rein steigerte. Es war, als würde ich mit ihnen leiden. Das gehörte wohl zu meiner sensiblen Persönlichkeit. Spätestens, als „Hancock“ im Film seine Geschichte erzählte, brachen bei mir sämtliche Dämme. Noah sah mich amüsiert an und warf mit einem Chip nach mir. „Wie kann man bei diesem Film weinen?“ Man kann bei jedem Film weinen, wenn man sich auf die Story einlässt. „Findest du das nicht traurig? Seine ganze Geschichte…ich meine, er ist der Einzige seiner Art. Jeder hasst ihn, weil er Schwierigkeiten hat sich anzupassen. Dann findet er heraus, dass die Frau auch ist wie er. Aber sobald sie miteinander zu tun haben, sterben beide“, erzählte ich niedergeschlagen, ohne den Blick vom Bildschirm zu wenden. „Für was würdest du dich denn entscheiden? Für Unsterblichkeit oder für die Liebe?“, fragte er mich plötzlich ganz ernst. Damit hatte ich nicht gerechnet, sondern damit, dass er sich über mich lustig machen würde. „Schwer zu sagen“, gab ich zu und zuckte mit meinen Schultern. „Das wäre echt krass. Man hätte Superkräfte und würde niemals sterben aber ich denke, irgendwann wird so ein Leben auch langweilig. So ganz ohne Liebe meine ich. Man würde niemals Kinder kriegen können und zusammen alt werden. Ich kann verstehen, warum die Superfrau im Film ein normales Leben führen will.“ Noah suchte meinen Blick, dann grinste er. „Du hast immer gesagt, du willst keine Kinder kriegen“, bemerkte er. „In meinem Leben habe ich viele komische Sachen gesagt“, gab ich zurück und musste lachen. Warum unterhielten wir uns jetzt übers Kinder kriegen? Ich legte mich neben Noah und kuschelte meinen Kopf an seine Brust. Dabei dachte ich wieder an die Zeit zurück, in der ich dieses Zimmer eingerichtet hatte. Niemals hätte ich gedacht, dass sich die Dinge so entwickeln würden. Noah legte die Chips-Tüte auf meinen Nachttisch und kuschelte sich ebenfalls an mich. „Ich liebe dich“, flüsterte er. Dies war mein Part, aber ich schwieg. Diese drei Worte machten mir Angst.
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Wir sind jetzt ein Team
moonlight13, 15:00h
Die Sonne schien auf die große, altmodische Kirche. Es war die schönste Kirche, die ich jemals gesehen hatte. Sie hatte eine große Kuppel mit wunderschön bemalten Fenstern. Die Glocken spielten eine sanfte Melodie, während ich die Türe öffnete. Es war eine Hochzeit, meine Hochzeit. Mein Kleid war weiß, trägerlos und bestand aus einer Menge Tüll. Während ich durch den geschmückten Gang lief, sah ich mir die Gäste an. Auf der einen Seite saßen meine Familienmitglieder und auf der anderen Seite, die von Eric. Dieser stand vor dem Altar und sein Blick war liebevoll auf seine Braut gerichtet. Doch das war nicht ich. Ein Mädchen, auch in einem weißen Kleid, stand neben ihm und nahm seine Hände in ihre. Es war nicht meine Hochzeit. Enttäuscht starrte ich das verliebte Paar an, die grade mit dem Pfarrer sprachen. Alle Gäste waren zu Tränen gerührt. Anastasia tauchte neben mir auf und schaute fragend von mir zu dem Bräutigam. „Warum träumst du sowas?“, wollte sie neugierig wissen. „Das da vorne war mal mein Freund. Er hat jetzt eine andere“, stellte ich knapp fest und musste schwer schlucken. Anastasia begriff und wurde traurig. „Das ist dein Traum. Du kannst ihn verschwinden lassen“, bemerkte sie leise. Ja, es wäre kein Problem für mich die Kirche zum Einsturz zu bringen. Aber wollte ich das wirklich? „Nein, er soll glücklich werden…auch wenn es nicht mit mir ist“, sagte ich mit Tränen in den Augen. Anastasia sah mich verwundert an aber dann nickte sie. „Das ist vernünftig.“ Mit einem kurzen Blick auf mein weißes Kleid schloss ich meine Augen, damit ich mir ein dunkelblaues Cocktailkleid wünschen konnte. Kurze Zeit später trug ich jenes Kleid und setzte mich auf eine leere Bank in der hintersten Reihe. „Heute soll nur die Braut weiß tragen“, flüsterte ich, als sich Anastasia neben mich setzte. Traurig beobachteten wir die Zeremonie, mit dem Ehegelübde und dem Ringtausch, bis hin zu dem Kuss. Einige Tränen tropften auf meinen Schoß. „Wieso seid ihr nicht mehr zusammen?“, fragte Anastasia schockiert. Die kleine Version von mir selbst wurde immer trauriger. Ihre großen braunen Augen wurden nass, weil sie mit mir litt. Es tat mir im Herzen weh, mich selbst als kleines Kind so niedergeschlagen zu sehen. „Manchmal reicht die Liebe nicht aus. Menschen sind manchmal komisch.“ Etwas Besseres fiel mir nicht ein. Die Wände der Kirche wurden schwarz, denn der Traum war dabei zusammenzubrechen. Ich wurde wach.
Meine Kehle brannte und schnürte sich zu. Sobald ich meine Augen öffnete, bekam ich kaum noch Luft und keuchte schwer. Die Krankheit nahm mich immer mehr in Anspruch. Meine Großmutter kam in mein dunkles Zimmer und öffnete ruckartig die Fenster, damit ich sowohl Luft als auch etwas Licht bekam. Langsam setzte ich mich auf die Bettkante, damit ich meine Atmung beruhigen konnte. „Das reicht, wir müssen ins Krankenhaus“, entschied meine Großmutter genervt. „Zieh dich an und reiß dich zusammen!“ Sehr liebevoll klang das nicht, allerdings lag sie im Recht. Gezwungenermaßen musste ich zurück ins Krankenhaus, ob ich wollte oder nicht. Also zog ich mich um, auch wenn mir jeder Knochen schmerzte. Eine schwarze Jogginghose und ein Pullover mit der amerikanischen Flagge darauf mussten ausreichen. Meine Großeltern warteten bereits im Auto, während ich die Wohnungstüre zuschloss. Im Flur band ich mir einen Zopf und knallte direkt in seine Arme. Noah stand mit einer Tüte Brötchen und zwei Bechern Kaffee vor der Eingangstüre. Er trug eine hellgraue Mütze, eine dazu passende Strickjacke und Jeans. Verwundert starrte er mich an, als ich die Eingangstüre hinter mir schloss und in Richtung Straße gehen wollte, wo meine Großeltern auf mich warteten. „Du bist immer noch krank? Wo gehst du hin?“, fragte er hektisch, als er hinter mir herlief. Abrupt blieb ich stehen und drehte mich zu ihm. „Ja, ich bin immer noch krank. Nein, ich möchte nicht mit dir essen und wo ich hingehe, kann man sich bei meiner Geschichte bereits denken.“ Als hätte ich ihn angeschossen taumelte er zurück und ließ seine Schultern hängen. „Ich hasse es, wenn du sauer auf mich bist“, stellte er fest. „Ich hasse es, wenn man mir immer wieder Gründe gibt, sauer zu sein“, gab ich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich muss los, guten Hunger!“ Damit ließ ich ihn zurück.
Nach der Untersuchung im Krankenhaus, fuhren wir zur Apotheke, um mir meine Antibiotika zu besorgen. Wenigstens gaben sie mir diesmal Tabletten und vielleicht würden diese endlich helfen. Müde trottete ich meinen Großeltern hinterher, als wir zu Hause ankamen und auf den Eingang zusteuerten. Mein Blick fiel auf die Garage, in der normalerweise mein Auto stand. Jetzt war diese geöffnet und mein Auto stand davor, die Motorhaube weit offen. Was zum…? Meine Großeltern gingen ohne mich in die Wohnung, denn ich steuerte wütend auf den Hinterhof zu. Noah klappte grade die Motorhaube wieder zu, als ich bei ihm ankam. „Kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen? Außerdem, wer hat dir erlaubt an Shane rum zu fummeln?“, fuhr ich ihn an. „Ganz ruhig, ich hab mir nur den Keilriemen nochmal angesehen. Manchmal quietscht dein Shane immer noch. Den Zweitschlüssel hatte ich noch vom letzten Mal. Willst du jetzt ein Brötchen essen?“ Er ging zur Fahrerseite und setzte sich in den Wagen. Anschließend fuhr er Shane wieder in die Garage. Mit verschränkten Armen beobachtete ich die Szene, bis Noah wieder mit einer Tüte vor mir stand. „Also, den Kaffee können wir jetzt vergessen. Den habe ich schon weggeschmissen, weil ihr lange gebraucht habt. Aber wir können oben einfach einen frischen machen“, schlug er vor und setzte sein schiefes Lächeln auf. Ach Mann, der gab tatsächlich nicht auf! „Meine Großeltern sind noch da und die wollen, dass ich mich ausruhe. Aber die fahren gleich zu Verwandten, dann kannst du hoch kommen.“ Schlug ich das grade wirklich vor? Also ein großes Durchhaltevermögen besaß ich noch nie. Noah grinste zufrieden, als ich hinter der Eingangstüre verschwand. Noch nie wurde ich so gestalkt, wie von diesem Kerl. Doch daran war nicht mal etwas Gruseliges oder unangenehmes. Er zeigte mir jeden Tag, dass egal was passierte, er für mich da sein würde. Wie konnte ich da lange sauer sein? Langsam begriff ich auch, welche Gefühle er für mich hatte. Da gab es zwei Möglichkeiten: Entweder war er ein guter Schauspieler oder ich wurde ehrlich geliebt.
Nach einer halben Stunde saßen wir bei mir in der Küche und frühstückten, auch wenn es schon Zeit fürs Mittagessen gewesen wäre. Zuerst sprachen wir kaum, doch als ich unsere Teller in die Spülmaschine räumte brach er das Eis. „Ich kann dich nicht zwingen, mir zu glauben. Aber ich bin nicht mehr mit Kürsad befreundet und habe auch fast nichts mit ihm zu tun. Weißt du, manchmal kommt er zu mir und heult sich bei mir aus aber Freundschaft kann man es lange nicht mehr nennen.“ Er trank einen großen Schluck aus seiner Kaffeetasse, bis er mich wieder ansah. Plötzlich wurde mir klar, wie dumm ich gewesen war. Anstatt dankbar für jede glückliche Minute zu sein, ließ ich mich schon wieder von Kürsad unterdrücken. Das durfte ich nicht zulassen. Nachdem ich die Spülmaschine in Gang gesetzt hatte, setzte ich mich auf Noahs Schoß und legte meine Arme um seinen Hals. Überrascht öffnete er seinen Mund, sagte aber nichts. Dann umarmte ich ihn fest und klammerte mich an seine Schultern, als hätte ich Angst von einer Strömung mitgerissen zu werden. Er hielt mich fest und so saßen wir einige Minuten, ohne ein Wort zu sagen. „Ich bin so anders geworden. Alles was ich weiß ist, dass ich nicht mehr in dieser Stadt wohnen möchte. Diese Leute hier machen mich krank“, flüsterte ich dicht an seinem Ohr. „Im Sommer bist du frei, dann hol ich dich hier raus, wenn du es zulässt“, sagte Noah und drehte meinen Körper so, dass ich ihn ansehen konnte. „Hast du irgendwelche Tabletten genommen? Du warst nie so anhänglich.“ Lächeln nahm ich sein Gesicht in meine Hände und beugte mich zu ihm, um ihn zu küssen. „Nein“, hauchte ich dann. „Ich habe erkannt, wer gut für mich ist und wer schlecht. Manchmal muss man auch ein gewisses Risiko eingehen.“ Noah half mir vorsichtig auf die Beine, damit wir in mein Zimmer gehen konnten. Im Flur drehte er sich zu mir und sah mich mit geweiteten Pupillen an. „Sind wir jetzt…zusammen?“ Mein Gehirn schaltete sich komplett ab, als gäbe es dort einen Stromausfall. „Ja, wir sind jetzt ein Team und ich vertraue dir.“ Kaum war der Satz ausgesprochen, drückte er seine Lippen auf meine und zog mich zu sich. Während ich meine Augen schloss betete ich insgeheim. Ich betete für meine Seele, die irgendwo zwischen Verlusten und Ängsten verloren gegangen ist. Möge Gott meiner Seele gnädig sein…
Meine Kehle brannte und schnürte sich zu. Sobald ich meine Augen öffnete, bekam ich kaum noch Luft und keuchte schwer. Die Krankheit nahm mich immer mehr in Anspruch. Meine Großmutter kam in mein dunkles Zimmer und öffnete ruckartig die Fenster, damit ich sowohl Luft als auch etwas Licht bekam. Langsam setzte ich mich auf die Bettkante, damit ich meine Atmung beruhigen konnte. „Das reicht, wir müssen ins Krankenhaus“, entschied meine Großmutter genervt. „Zieh dich an und reiß dich zusammen!“ Sehr liebevoll klang das nicht, allerdings lag sie im Recht. Gezwungenermaßen musste ich zurück ins Krankenhaus, ob ich wollte oder nicht. Also zog ich mich um, auch wenn mir jeder Knochen schmerzte. Eine schwarze Jogginghose und ein Pullover mit der amerikanischen Flagge darauf mussten ausreichen. Meine Großeltern warteten bereits im Auto, während ich die Wohnungstüre zuschloss. Im Flur band ich mir einen Zopf und knallte direkt in seine Arme. Noah stand mit einer Tüte Brötchen und zwei Bechern Kaffee vor der Eingangstüre. Er trug eine hellgraue Mütze, eine dazu passende Strickjacke und Jeans. Verwundert starrte er mich an, als ich die Eingangstüre hinter mir schloss und in Richtung Straße gehen wollte, wo meine Großeltern auf mich warteten. „Du bist immer noch krank? Wo gehst du hin?“, fragte er hektisch, als er hinter mir herlief. Abrupt blieb ich stehen und drehte mich zu ihm. „Ja, ich bin immer noch krank. Nein, ich möchte nicht mit dir essen und wo ich hingehe, kann man sich bei meiner Geschichte bereits denken.“ Als hätte ich ihn angeschossen taumelte er zurück und ließ seine Schultern hängen. „Ich hasse es, wenn du sauer auf mich bist“, stellte er fest. „Ich hasse es, wenn man mir immer wieder Gründe gibt, sauer zu sein“, gab ich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich muss los, guten Hunger!“ Damit ließ ich ihn zurück.
Nach der Untersuchung im Krankenhaus, fuhren wir zur Apotheke, um mir meine Antibiotika zu besorgen. Wenigstens gaben sie mir diesmal Tabletten und vielleicht würden diese endlich helfen. Müde trottete ich meinen Großeltern hinterher, als wir zu Hause ankamen und auf den Eingang zusteuerten. Mein Blick fiel auf die Garage, in der normalerweise mein Auto stand. Jetzt war diese geöffnet und mein Auto stand davor, die Motorhaube weit offen. Was zum…? Meine Großeltern gingen ohne mich in die Wohnung, denn ich steuerte wütend auf den Hinterhof zu. Noah klappte grade die Motorhaube wieder zu, als ich bei ihm ankam. „Kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen? Außerdem, wer hat dir erlaubt an Shane rum zu fummeln?“, fuhr ich ihn an. „Ganz ruhig, ich hab mir nur den Keilriemen nochmal angesehen. Manchmal quietscht dein Shane immer noch. Den Zweitschlüssel hatte ich noch vom letzten Mal. Willst du jetzt ein Brötchen essen?“ Er ging zur Fahrerseite und setzte sich in den Wagen. Anschließend fuhr er Shane wieder in die Garage. Mit verschränkten Armen beobachtete ich die Szene, bis Noah wieder mit einer Tüte vor mir stand. „Also, den Kaffee können wir jetzt vergessen. Den habe ich schon weggeschmissen, weil ihr lange gebraucht habt. Aber wir können oben einfach einen frischen machen“, schlug er vor und setzte sein schiefes Lächeln auf. Ach Mann, der gab tatsächlich nicht auf! „Meine Großeltern sind noch da und die wollen, dass ich mich ausruhe. Aber die fahren gleich zu Verwandten, dann kannst du hoch kommen.“ Schlug ich das grade wirklich vor? Also ein großes Durchhaltevermögen besaß ich noch nie. Noah grinste zufrieden, als ich hinter der Eingangstüre verschwand. Noch nie wurde ich so gestalkt, wie von diesem Kerl. Doch daran war nicht mal etwas Gruseliges oder unangenehmes. Er zeigte mir jeden Tag, dass egal was passierte, er für mich da sein würde. Wie konnte ich da lange sauer sein? Langsam begriff ich auch, welche Gefühle er für mich hatte. Da gab es zwei Möglichkeiten: Entweder war er ein guter Schauspieler oder ich wurde ehrlich geliebt.
Nach einer halben Stunde saßen wir bei mir in der Küche und frühstückten, auch wenn es schon Zeit fürs Mittagessen gewesen wäre. Zuerst sprachen wir kaum, doch als ich unsere Teller in die Spülmaschine räumte brach er das Eis. „Ich kann dich nicht zwingen, mir zu glauben. Aber ich bin nicht mehr mit Kürsad befreundet und habe auch fast nichts mit ihm zu tun. Weißt du, manchmal kommt er zu mir und heult sich bei mir aus aber Freundschaft kann man es lange nicht mehr nennen.“ Er trank einen großen Schluck aus seiner Kaffeetasse, bis er mich wieder ansah. Plötzlich wurde mir klar, wie dumm ich gewesen war. Anstatt dankbar für jede glückliche Minute zu sein, ließ ich mich schon wieder von Kürsad unterdrücken. Das durfte ich nicht zulassen. Nachdem ich die Spülmaschine in Gang gesetzt hatte, setzte ich mich auf Noahs Schoß und legte meine Arme um seinen Hals. Überrascht öffnete er seinen Mund, sagte aber nichts. Dann umarmte ich ihn fest und klammerte mich an seine Schultern, als hätte ich Angst von einer Strömung mitgerissen zu werden. Er hielt mich fest und so saßen wir einige Minuten, ohne ein Wort zu sagen. „Ich bin so anders geworden. Alles was ich weiß ist, dass ich nicht mehr in dieser Stadt wohnen möchte. Diese Leute hier machen mich krank“, flüsterte ich dicht an seinem Ohr. „Im Sommer bist du frei, dann hol ich dich hier raus, wenn du es zulässt“, sagte Noah und drehte meinen Körper so, dass ich ihn ansehen konnte. „Hast du irgendwelche Tabletten genommen? Du warst nie so anhänglich.“ Lächeln nahm ich sein Gesicht in meine Hände und beugte mich zu ihm, um ihn zu küssen. „Nein“, hauchte ich dann. „Ich habe erkannt, wer gut für mich ist und wer schlecht. Manchmal muss man auch ein gewisses Risiko eingehen.“ Noah half mir vorsichtig auf die Beine, damit wir in mein Zimmer gehen konnten. Im Flur drehte er sich zu mir und sah mich mit geweiteten Pupillen an. „Sind wir jetzt…zusammen?“ Mein Gehirn schaltete sich komplett ab, als gäbe es dort einen Stromausfall. „Ja, wir sind jetzt ein Team und ich vertraue dir.“ Kaum war der Satz ausgesprochen, drückte er seine Lippen auf meine und zog mich zu sich. Während ich meine Augen schloss betete ich insgeheim. Ich betete für meine Seele, die irgendwo zwischen Verlusten und Ängsten verloren gegangen ist. Möge Gott meiner Seele gnädig sein…
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