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Samstag, 26. März 2016
Vorahnung
moonlight13, 16:48h
Am schlimmsten ist es, wenn der Schmerz in die Beine geht und ich kurz darauf nichts mehr spüren kann. Das Gefühl der Lähmung ist schrecklich. Ich weiß zwar, dass es nicht lange anhält aber in dem Moment fühlt man sich echt hilflos.
Es war ein Mittwoch und ich hatte die Wohnung für mich alleine. Eine Freundin von mir würde am nächsten Tag Geburtstag haben, weshalb ich ihr einen Kuchen backen wollte. Also fuhr ich einkaufen, um die Zutaten zu besorgen. Es war ein schöner Tag. Die Sonne schien und es war angenehm warm. Ich konzentrierte mich zu der Zeit nicht auf meine Probleme, sondern auf die schönen Dinge im Leben.
Zufrieden brachte ich die Einkäufe in die Wohnung und packte die vollen Tüten aus. Draußen wurde es schon dunkel, deshalb schaltete ich die Lampen an. Kurz darauf versuchte ich einen leckeren Teig zuzubereiten, während im Radio laut Musik lief. Ursprünglich sollte es ein Marmorkuchen werden, entwickelte sich jedoch mehr in Richtung Schokokuchen. Unsere Küche war groß, sodass ich genug Platz hatte, um ordentlich mitzutanzen. Nachdem der Teig fertig war, kippte ich ihn in eine Form und schob ihn in den warmen Ofen. Laut dem Rezept musste ich jetzt 45 Minuten warten.
Also ging ich in mein Zimmer, um etwas aufzuräumen. Überall lagen Bücher und Unterlagen für die Schule. Während ich alles in den Schubladen verstaute merkte ich nicht, welches Unheil gleich auf mich zukommen würde. Es dauerte keine 10 Minuten, bis der Feuermelder anging. Ein lautes Piepen hallte durch den Flur. Als wäre der Feuermelder ein Startsignal, kamen meine Schmerzen. Ein höllisches Stechen in der Magengrube, welches sofort in die Beine zog. Plötzlich gingen die Lampen im Flur aus und meine Beine gaben nach. Das Buch, war es vorher noch in meiner Hand gewesen, fiel laut zu Boden und ich tat es dem Buch gleich. Da lag ich also in der Dunkelheit. Ich konnte weder laufen, noch viel sehen. Kurze Zeit später roch ich den Grund, weshalb der Feuermelder aktiviert wurde. „Scheiße!“, fluchte ich verzweifelt, als ich Rauch im Flur sah. Mit letzter Kraft versuchte ich mich mit den Händen hochzudrücken. Doch ich schaffte es nicht, denn meine Beine waren komplett taub und mein Oberkörper schmerzte.
Ich zog mich mit den Armen am Boden entlang, um irgendwie in die Küche zu kommen. Im Flur streckte ich meinen Arm aus und suchte mit der Hand den Lichtschalter. Nachdem das Licht endlich anging, konnte ich den Rauch besser sehen. Je näher ich der Küche kam, desto schlechter bekam ich Luft. Der Feuermelder dröhnte laut in meinen Ohren und ich fragte mich, weshalb die Nachbarn nichts mitbekamen. War keiner zu Hause? Auf Hilfe konnte ich nicht hoffen. Irgendwie gelang es mir in die Küche zu kriechen. Der Rauch kam aus dem Ofen, indem die Kuchenform aufgeplatzt war. Der rohe Teig lag auf dem Ofenboden und verursachte dunklen Qualm. Hustend zwang ich meinen Körper aufzustehen und den Ofen zu öffnen. Dicker Qualm peitschte mir ins Gesicht und drohte mich zu ersticken. Trotzdem hielt ich durch und packte die Kuchenform mit meinen bloßen Händen. Die heiße Form verbrannte meine Haut aber das war mir egal. Ich schmiss die Form in das Spülbecken und riss das Fenster auf, damit ich wieder atmen konnte.
Meine Beine gaben wieder nach und ich kämpfte nicht mehr dagegen. Dazu hatte ich keine Kraft mehr. Das Signal des Feuermelders schien immer lauter zu werden. Verzweifelt kroch ich in den Flur, um den Feuermelder mit einem Schuh von der Decke zu werfen. Ich nahm meinen Turnschuh und schmiss ihn mit voller Wucht gegen das Gerät. Tatsächlich fiel es auf den Boden und die Batterien flogen in alle Richtungen. Stille.
Keuchend und erschöpft lag ich auf den Fliesen in der Küche. Meine Beine kribbelten seltsam und meine Hände taten furchtbar weh. Es wäre nicht so eskaliert, hätte ich nicht genau in diesem Moment einen Anfall gehabt. Mir war zum heulen zumute. Ich kramte in meiner Hosentasche nach meinem Handy, um eine Freundin von mir anzurufen.
„Mir ist grade der Kuchen angebrannt. Kannst du einen für Morgen backen?“ Ich erzählte ihr nichts von dem Drama, welches sich grade hier abgespielt hatte.
Ungefähr eine Stunde lag ich auf dem Boden und starrte an die Decke. Solange, bis ich meine Beine wieder spüren konnte und meine Hände nicht mehr allzu sehr schmerzten. Vorsichtig rappelte ich mich auf und räumte das Desaster auf. Der Boden des Backofens sah schrecklich aus. Verbrannte Teigreste klebten überall. Also versuchte ich die Reste wegzukratzen.
Nach langer Arbeit gelang es mir, das Meiste zu entfernen.
Es klingelte an der Türe und ich betete, dass es nicht meine Großeltern waren. Obwohl beide einen Schlüssel für die Wohnung hatten, klingelten sie oft. Der Ofen sah zwar einigermaßen normal aus aber es stank verbrannt, egal wie weit ich die Fenster öffnete. Meine Großmutter würde mir den Hals umdrehen, wenn sie wüsste, was hier grade abging. Ich kniff die Augen zu und schickte ein letztes Gebet gen Himmel, bevor ich die Türe öffnete.
Eric, mein damaliger Freund, trat in die Wohnung und urplötzlich schlug meine Stimmung um. Er umarmte mich aber irgendetwas war anders, als sonst. Misstrauisch beäugte ich ihn, während er deutlich die Nase hochzog. „Warum riecht es hier so verbrannt?“, fragte er und ging in die Küche. Ich schloss die Wohnungstüre und ging hinterher. Ein komisches Gefühl machte sich in mir breit. Er bemerkte die verbrannte Kuchenform im Spülbecken. „Ich hab versucht zu backen“, kommentierte ich seinen Fund tonlos. Was war mit mir los? Zu dem Zeitpunkt wusste ich es noch nicht. Normalerweise war ich immer froh, wenn er mich besuchte. Eric setzte sich auf einen Küchenstuhl und schaute fragend zu mir. „Was hast du denn?“ Er war anders. Ich hatte das Gefühl, als wenn jemand hinter mir stehen würde. Zur Sicherheit drehte ich mich um aber niemand war dort. Eine Stimme, woher sie auch zu kommen schien, flüsterte „Verräter“. Gut möglich, dass ich eine Rauchvergiftung hatte aber ja, ich hörte eine Stimme. „Wo warst du den ganzen Tag?“, fragte ich mit bebender Stimme. Dabei starrte ich direkt in seine Augen, als könnte ich in ihnen lesen. Irritiert wich er meinem Blick aus. „Ich habe gelernt“, sagte er schließlich. Er verheimlichte mir etwas und ich ahnte schlimmes. Und wieder flüsterte eine Stimme „Verräter“.
„Du hast nicht alleine gelernt“, stellte ich schroff fest. Die Farbe in seinem Gesicht verblasste. „Hast du mit meiner Mutter geschrieben?“, wollte er ertappt wissen und stand auf. Ich schüttelte leicht den Kopf. „Eine Freundin aus der Schule war dabei aber wir haben nur gelernt“, versicherte er mir, wenig überzeugend. Die Stimme, die aus dem Flur zu kommen schien, flüsterte „Lügner“. Mir egal, ob ich verrückt wurde. „Wenn ihr nur gelernt habt, wieso verheimlichst du es mir dann?“ Darauf wusste er keine Antwort. Nervös ging er an mir vorbei und wollte zur Tür. „Vielleicht ist es besser, wenn ich jetzt gehe. Wir beide müssen nachdenken, wie es weitergehen soll“, bemerkte er. „Nein, nur du musst nachdenken“, sagte ich und im nächsten Moment verließ er die Wohnung.
Es war ein Mittwoch und ich hatte die Wohnung für mich alleine. Eine Freundin von mir würde am nächsten Tag Geburtstag haben, weshalb ich ihr einen Kuchen backen wollte. Also fuhr ich einkaufen, um die Zutaten zu besorgen. Es war ein schöner Tag. Die Sonne schien und es war angenehm warm. Ich konzentrierte mich zu der Zeit nicht auf meine Probleme, sondern auf die schönen Dinge im Leben.
Zufrieden brachte ich die Einkäufe in die Wohnung und packte die vollen Tüten aus. Draußen wurde es schon dunkel, deshalb schaltete ich die Lampen an. Kurz darauf versuchte ich einen leckeren Teig zuzubereiten, während im Radio laut Musik lief. Ursprünglich sollte es ein Marmorkuchen werden, entwickelte sich jedoch mehr in Richtung Schokokuchen. Unsere Küche war groß, sodass ich genug Platz hatte, um ordentlich mitzutanzen. Nachdem der Teig fertig war, kippte ich ihn in eine Form und schob ihn in den warmen Ofen. Laut dem Rezept musste ich jetzt 45 Minuten warten.
Also ging ich in mein Zimmer, um etwas aufzuräumen. Überall lagen Bücher und Unterlagen für die Schule. Während ich alles in den Schubladen verstaute merkte ich nicht, welches Unheil gleich auf mich zukommen würde. Es dauerte keine 10 Minuten, bis der Feuermelder anging. Ein lautes Piepen hallte durch den Flur. Als wäre der Feuermelder ein Startsignal, kamen meine Schmerzen. Ein höllisches Stechen in der Magengrube, welches sofort in die Beine zog. Plötzlich gingen die Lampen im Flur aus und meine Beine gaben nach. Das Buch, war es vorher noch in meiner Hand gewesen, fiel laut zu Boden und ich tat es dem Buch gleich. Da lag ich also in der Dunkelheit. Ich konnte weder laufen, noch viel sehen. Kurze Zeit später roch ich den Grund, weshalb der Feuermelder aktiviert wurde. „Scheiße!“, fluchte ich verzweifelt, als ich Rauch im Flur sah. Mit letzter Kraft versuchte ich mich mit den Händen hochzudrücken. Doch ich schaffte es nicht, denn meine Beine waren komplett taub und mein Oberkörper schmerzte.
Ich zog mich mit den Armen am Boden entlang, um irgendwie in die Küche zu kommen. Im Flur streckte ich meinen Arm aus und suchte mit der Hand den Lichtschalter. Nachdem das Licht endlich anging, konnte ich den Rauch besser sehen. Je näher ich der Küche kam, desto schlechter bekam ich Luft. Der Feuermelder dröhnte laut in meinen Ohren und ich fragte mich, weshalb die Nachbarn nichts mitbekamen. War keiner zu Hause? Auf Hilfe konnte ich nicht hoffen. Irgendwie gelang es mir in die Küche zu kriechen. Der Rauch kam aus dem Ofen, indem die Kuchenform aufgeplatzt war. Der rohe Teig lag auf dem Ofenboden und verursachte dunklen Qualm. Hustend zwang ich meinen Körper aufzustehen und den Ofen zu öffnen. Dicker Qualm peitschte mir ins Gesicht und drohte mich zu ersticken. Trotzdem hielt ich durch und packte die Kuchenform mit meinen bloßen Händen. Die heiße Form verbrannte meine Haut aber das war mir egal. Ich schmiss die Form in das Spülbecken und riss das Fenster auf, damit ich wieder atmen konnte.
Meine Beine gaben wieder nach und ich kämpfte nicht mehr dagegen. Dazu hatte ich keine Kraft mehr. Das Signal des Feuermelders schien immer lauter zu werden. Verzweifelt kroch ich in den Flur, um den Feuermelder mit einem Schuh von der Decke zu werfen. Ich nahm meinen Turnschuh und schmiss ihn mit voller Wucht gegen das Gerät. Tatsächlich fiel es auf den Boden und die Batterien flogen in alle Richtungen. Stille.
Keuchend und erschöpft lag ich auf den Fliesen in der Küche. Meine Beine kribbelten seltsam und meine Hände taten furchtbar weh. Es wäre nicht so eskaliert, hätte ich nicht genau in diesem Moment einen Anfall gehabt. Mir war zum heulen zumute. Ich kramte in meiner Hosentasche nach meinem Handy, um eine Freundin von mir anzurufen.
„Mir ist grade der Kuchen angebrannt. Kannst du einen für Morgen backen?“ Ich erzählte ihr nichts von dem Drama, welches sich grade hier abgespielt hatte.
Ungefähr eine Stunde lag ich auf dem Boden und starrte an die Decke. Solange, bis ich meine Beine wieder spüren konnte und meine Hände nicht mehr allzu sehr schmerzten. Vorsichtig rappelte ich mich auf und räumte das Desaster auf. Der Boden des Backofens sah schrecklich aus. Verbrannte Teigreste klebten überall. Also versuchte ich die Reste wegzukratzen.
Nach langer Arbeit gelang es mir, das Meiste zu entfernen.
Es klingelte an der Türe und ich betete, dass es nicht meine Großeltern waren. Obwohl beide einen Schlüssel für die Wohnung hatten, klingelten sie oft. Der Ofen sah zwar einigermaßen normal aus aber es stank verbrannt, egal wie weit ich die Fenster öffnete. Meine Großmutter würde mir den Hals umdrehen, wenn sie wüsste, was hier grade abging. Ich kniff die Augen zu und schickte ein letztes Gebet gen Himmel, bevor ich die Türe öffnete.
Eric, mein damaliger Freund, trat in die Wohnung und urplötzlich schlug meine Stimmung um. Er umarmte mich aber irgendetwas war anders, als sonst. Misstrauisch beäugte ich ihn, während er deutlich die Nase hochzog. „Warum riecht es hier so verbrannt?“, fragte er und ging in die Küche. Ich schloss die Wohnungstüre und ging hinterher. Ein komisches Gefühl machte sich in mir breit. Er bemerkte die verbrannte Kuchenform im Spülbecken. „Ich hab versucht zu backen“, kommentierte ich seinen Fund tonlos. Was war mit mir los? Zu dem Zeitpunkt wusste ich es noch nicht. Normalerweise war ich immer froh, wenn er mich besuchte. Eric setzte sich auf einen Küchenstuhl und schaute fragend zu mir. „Was hast du denn?“ Er war anders. Ich hatte das Gefühl, als wenn jemand hinter mir stehen würde. Zur Sicherheit drehte ich mich um aber niemand war dort. Eine Stimme, woher sie auch zu kommen schien, flüsterte „Verräter“. Gut möglich, dass ich eine Rauchvergiftung hatte aber ja, ich hörte eine Stimme. „Wo warst du den ganzen Tag?“, fragte ich mit bebender Stimme. Dabei starrte ich direkt in seine Augen, als könnte ich in ihnen lesen. Irritiert wich er meinem Blick aus. „Ich habe gelernt“, sagte er schließlich. Er verheimlichte mir etwas und ich ahnte schlimmes. Und wieder flüsterte eine Stimme „Verräter“.
„Du hast nicht alleine gelernt“, stellte ich schroff fest. Die Farbe in seinem Gesicht verblasste. „Hast du mit meiner Mutter geschrieben?“, wollte er ertappt wissen und stand auf. Ich schüttelte leicht den Kopf. „Eine Freundin aus der Schule war dabei aber wir haben nur gelernt“, versicherte er mir, wenig überzeugend. Die Stimme, die aus dem Flur zu kommen schien, flüsterte „Lügner“. Mir egal, ob ich verrückt wurde. „Wenn ihr nur gelernt habt, wieso verheimlichst du es mir dann?“ Darauf wusste er keine Antwort. Nervös ging er an mir vorbei und wollte zur Tür. „Vielleicht ist es besser, wenn ich jetzt gehe. Wir beide müssen nachdenken, wie es weitergehen soll“, bemerkte er. „Nein, nur du musst nachdenken“, sagte ich und im nächsten Moment verließ er die Wohnung.
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Chaos
moonlight13, 02:45h
Die Tage verflogen nur so und jeder Tag war aufregend und neu. Ich verbrachte viel Zeit mit Marvin, sowohl im Traum, als auch im realen Leben. Die Sache mit dem Traum ließ sich immer noch nicht erklären. Mir war nicht bewusst, ob ich von ihm träumte oder mit ihm. Es war alles viel zu real, um bloß ein einfacher Traum zu sein. Wenn Marvin und ich uns trafen, verflog die Zeit umso mehr. Doch mir war klar, dass unsere Beziehung, was immer da auch zwischen uns stattfand, auf einem sandigen Fundament basierte. Diese Träume machten mich neugierig auf mehr. Er wusste nicht, worauf er sich da einließ. Es gab Momente, in denen er merkte, dass etwas mit mir nicht stimmte.
Wir liefen einen Waldweg entlang, es dämmerte leicht. Der Wald war stark bewachsen und der Weg führte bergauf. Ein kalter Wind wehte mir ins Gesicht und plötzlich flogen schwarze Raben über unsere Köpfe. Sie krächzten lautstark und verschwanden irgendwann in den Baumkronen. Ein Mann kam auf uns zu. Er hatte eine dunkelblaue Jacke an und die Kapuze trug er so, dass man sein Gesicht kaum sehen konnte. Mein Magen zog sich kurz zusammen, als ich den Mann musterte. „Der Mann hat etwas Böses an sich“, flüsterte ich Marvin zu und stellte mich enger an seine Schulter. Marvin schaute fragend zu dem Mann, der jetzt an uns vorbei ging. Der Mann sah kurz auf und grinste mich ekelhaft an. „Er wird was sagen“, hauchte ich kaum hörbar. Nach einigen Sekunden war es dann soweit. „Deine Freundin hat einen süßen Hintern“, rief der Mann von hinten. Marvin sah erst überrascht zu mir und dann finster zu dem Mann. „Mach das nicht, der hat ein Messer dabei“, warnte ich Marvin schnell, bevor er auf den Typen losging. Keine Ahnung woher ich das mit dem Messer wusste aber mir kam es einfach in den Sinn. Der Typ schien kurz auf eine Reaktion zu warten, dann lachte er und ging weiter in die andere Richtung.
Ich wollte direkt weitergehen aber Marvin hielt mich zurück. „Woher wusstest du so viel über den Mistkerl?“, fragte er mich neugierig. „Ach, ich bin gut im Raten“, log ich belustigt und zog ihn am Arm weiter. „Das glaube ich nicht. Du bist definitiv was Besonderes“, bemerkte er nachdenklich und suchte meinen Blick. Ja, was Besonderes. Wenn ich mich gut genug konzentrierte, konnte ich die Gefühle von jedem Menschen spüren. Es war ein komisches Stechen in meiner Magengegend, welches mich darauf aufmerksam machte, dass jemand etwas extremes fühlte. Manchmal war es auch nur ein seltsamer Geschmack im Mund oder es waren Schwindelanfälle. Jedes Mal war es anders.
Natürlich bemerkte ich deshalb auch, dass Marvin dabei war sich in mich zu verlieben. Die Sache mit der Liebe…konnte ich das? Konnte ich jemanden bedingungslos Lieben und eine echte Beziehung führen? Ich war mir nicht sicher. Dann war da noch Noah. Ich liebte ihn. Aber war es genug? Er hatte Abstand von mir genommen, was ich auch unterstützte. Immerhin brauchte ich etwas Zeit, um meine Gedanken zu sortieren. Noah und ich waren so gut wie zusammen gewesen, als Marvin auftauchte. Normalerweise wäre es mir egal gewesen aber die Träume veränderten alles. Vielleicht war das ein Zeichen…vielleicht aber auch pure Willkür. Wer wusste das schon? Ab und zu telefonierten Noah und ich und manchmal konnten wir auch zusammen lachen. Doch man merkte, wie schwer es ihm fiel nicht bei mir zu sein. Ja, ich vermisste ihn auch.
Wie gesagt, die Tage verflogen nur so. Jeden Morgen fing ich an für meine Abschlussklausuren zu lernen und ich hörte immer nachmittags auf. Nach stundenlangem lernen ging ich meistens zu Marvin oder zu Studentenpartys. Mein Leben bestand nur noch aus lernen, träumen und Partys. Sowohl mein Körper, als auch mein Geist waren ausgelaugt und müde. Trotzdem hörte ich nicht auf.
Eines Abends passierte es, mein Leben nahm wieder seinen gewohnten Lauf. Marvin und ich lagen auf der Couch und kuschelten uns aneinander. Es fühlte sich an, wie nach Hause zu kommen. So kam es, dass er mich küsste und ich seinen Kuss erwiderte. Während seine Lippen meine berührten merkte ich, was geschah und stieß ihn von mir weg. Niemals durfte es so weit kommen! Ich musste ihn doch aus meinem Leben fern halten. Enttäuscht stand Marvin auf und setzte sich benommen auf die Couchkante. Mit feuchten Augen und wirklicher Sehnsucht im Herzen sah ich ihn an. Ich hatte Sehnsucht. Sehnsucht, nach einer normalen, liebevollen Beziehung und nach Geborgenheit. Jedoch konnte ich nicht so egoistisch sein und ihn in meine Probleme reinziehen. So würde es nämlich kommen, früher oder später. „Es tut mir leid, wir können das nicht tun“, meldete ich mich zu Wort. „Mir tut es leid. Ich hätte dich nicht einfach küssen sollen. Es ist nur, ich hab irgendwie Gefühle für dich. Wir kennen uns nicht lange aber es ist so, als wärst du mein Engel“, er musste lachen. „Ich weiß, das hört sich kitschig an aber es ist so.“ Wie sehr wünschte ich mir, ich könnte mit ihm zusammen sein. Ich wünschte mir, ich wäre gesund und alles wäre normal. „Wir können uns Morgen sehen. Jetzt muss ich nach Hause“, sagte ich und nahm meine Tasche. Es gab so vieles, was ich ihm sagen musste aber ich wusste nicht, wie.
Als ich nach Hause fuhr, musste ich an Noah und Marvin denken. Konnte ich überhaupt mit jemandem zusammen sein? War ich fähig Gefühle zu zeigen? Bei Noah war ich mir bisher nie sicher gewesen, welche Gefühle ich für ihn hatte. Doch bei Marvin fühlte ich mich sofort geborgen und geliebt. War das Liebe? Kopfschüttelnd öffnete ich die Garage und fuhr mein Auto hinein. Als ich das Garagentor schloss, klatschte hinter mir jemand in die Hände. Ich wusste sofort, wer dort auf der Bank saß, geschützt von der Dunkelheit. Irgendwie hatte sich der Hof vor meiner Garage zu einem Schauplatz für kranke Stalker entwickelt. Mein aggressiver Exfreund Kürsad erhob sich und kam auf mich zu. „Wie ich hörte hast du Noah abserviert“, sagte er begeistert. „Endlich hast du dich richtig entschieden.“ Seine Hände umklammerten meine Wangen und sein Kopf kam meinem gefährlich nahe. „Ich habe ihn nicht abserviert. Das geht dich auch überhaupt nichts an!“, knurrte ich und riss mich los. „Kümmer dich um deinen Dreck oder ich hole die Polizei!“ Es war erstaunlich leicht gewesen sich loszureißen und weiter zu gehen. Kürsad stand gelassen an der Garage und wandte seinen Blick nicht von mir ab, als ich auf die Haustüre zuging. „Ich wollte dir nur nochmal zeigen, dass ich frei bin“, rief er mir hinterher. „Der Gerichtstermin wird bald sein aber meine Augen und Ohren sind überall. Überleg dir gut, was du an dem Tag sagen wirst.“ Kürsad wollte mich also bedrohen. Von mir aus, das würde nichts ändern. Er und seine Clique konnten mir drohen, wie viel sie wollten aber mein Plan war es immer noch, ihr Kartenhaus zum fallen zu bringen.
Wir liefen einen Waldweg entlang, es dämmerte leicht. Der Wald war stark bewachsen und der Weg führte bergauf. Ein kalter Wind wehte mir ins Gesicht und plötzlich flogen schwarze Raben über unsere Köpfe. Sie krächzten lautstark und verschwanden irgendwann in den Baumkronen. Ein Mann kam auf uns zu. Er hatte eine dunkelblaue Jacke an und die Kapuze trug er so, dass man sein Gesicht kaum sehen konnte. Mein Magen zog sich kurz zusammen, als ich den Mann musterte. „Der Mann hat etwas Böses an sich“, flüsterte ich Marvin zu und stellte mich enger an seine Schulter. Marvin schaute fragend zu dem Mann, der jetzt an uns vorbei ging. Der Mann sah kurz auf und grinste mich ekelhaft an. „Er wird was sagen“, hauchte ich kaum hörbar. Nach einigen Sekunden war es dann soweit. „Deine Freundin hat einen süßen Hintern“, rief der Mann von hinten. Marvin sah erst überrascht zu mir und dann finster zu dem Mann. „Mach das nicht, der hat ein Messer dabei“, warnte ich Marvin schnell, bevor er auf den Typen losging. Keine Ahnung woher ich das mit dem Messer wusste aber mir kam es einfach in den Sinn. Der Typ schien kurz auf eine Reaktion zu warten, dann lachte er und ging weiter in die andere Richtung.
Ich wollte direkt weitergehen aber Marvin hielt mich zurück. „Woher wusstest du so viel über den Mistkerl?“, fragte er mich neugierig. „Ach, ich bin gut im Raten“, log ich belustigt und zog ihn am Arm weiter. „Das glaube ich nicht. Du bist definitiv was Besonderes“, bemerkte er nachdenklich und suchte meinen Blick. Ja, was Besonderes. Wenn ich mich gut genug konzentrierte, konnte ich die Gefühle von jedem Menschen spüren. Es war ein komisches Stechen in meiner Magengegend, welches mich darauf aufmerksam machte, dass jemand etwas extremes fühlte. Manchmal war es auch nur ein seltsamer Geschmack im Mund oder es waren Schwindelanfälle. Jedes Mal war es anders.
Natürlich bemerkte ich deshalb auch, dass Marvin dabei war sich in mich zu verlieben. Die Sache mit der Liebe…konnte ich das? Konnte ich jemanden bedingungslos Lieben und eine echte Beziehung führen? Ich war mir nicht sicher. Dann war da noch Noah. Ich liebte ihn. Aber war es genug? Er hatte Abstand von mir genommen, was ich auch unterstützte. Immerhin brauchte ich etwas Zeit, um meine Gedanken zu sortieren. Noah und ich waren so gut wie zusammen gewesen, als Marvin auftauchte. Normalerweise wäre es mir egal gewesen aber die Träume veränderten alles. Vielleicht war das ein Zeichen…vielleicht aber auch pure Willkür. Wer wusste das schon? Ab und zu telefonierten Noah und ich und manchmal konnten wir auch zusammen lachen. Doch man merkte, wie schwer es ihm fiel nicht bei mir zu sein. Ja, ich vermisste ihn auch.
Wie gesagt, die Tage verflogen nur so. Jeden Morgen fing ich an für meine Abschlussklausuren zu lernen und ich hörte immer nachmittags auf. Nach stundenlangem lernen ging ich meistens zu Marvin oder zu Studentenpartys. Mein Leben bestand nur noch aus lernen, träumen und Partys. Sowohl mein Körper, als auch mein Geist waren ausgelaugt und müde. Trotzdem hörte ich nicht auf.
Eines Abends passierte es, mein Leben nahm wieder seinen gewohnten Lauf. Marvin und ich lagen auf der Couch und kuschelten uns aneinander. Es fühlte sich an, wie nach Hause zu kommen. So kam es, dass er mich küsste und ich seinen Kuss erwiderte. Während seine Lippen meine berührten merkte ich, was geschah und stieß ihn von mir weg. Niemals durfte es so weit kommen! Ich musste ihn doch aus meinem Leben fern halten. Enttäuscht stand Marvin auf und setzte sich benommen auf die Couchkante. Mit feuchten Augen und wirklicher Sehnsucht im Herzen sah ich ihn an. Ich hatte Sehnsucht. Sehnsucht, nach einer normalen, liebevollen Beziehung und nach Geborgenheit. Jedoch konnte ich nicht so egoistisch sein und ihn in meine Probleme reinziehen. So würde es nämlich kommen, früher oder später. „Es tut mir leid, wir können das nicht tun“, meldete ich mich zu Wort. „Mir tut es leid. Ich hätte dich nicht einfach küssen sollen. Es ist nur, ich hab irgendwie Gefühle für dich. Wir kennen uns nicht lange aber es ist so, als wärst du mein Engel“, er musste lachen. „Ich weiß, das hört sich kitschig an aber es ist so.“ Wie sehr wünschte ich mir, ich könnte mit ihm zusammen sein. Ich wünschte mir, ich wäre gesund und alles wäre normal. „Wir können uns Morgen sehen. Jetzt muss ich nach Hause“, sagte ich und nahm meine Tasche. Es gab so vieles, was ich ihm sagen musste aber ich wusste nicht, wie.
Als ich nach Hause fuhr, musste ich an Noah und Marvin denken. Konnte ich überhaupt mit jemandem zusammen sein? War ich fähig Gefühle zu zeigen? Bei Noah war ich mir bisher nie sicher gewesen, welche Gefühle ich für ihn hatte. Doch bei Marvin fühlte ich mich sofort geborgen und geliebt. War das Liebe? Kopfschüttelnd öffnete ich die Garage und fuhr mein Auto hinein. Als ich das Garagentor schloss, klatschte hinter mir jemand in die Hände. Ich wusste sofort, wer dort auf der Bank saß, geschützt von der Dunkelheit. Irgendwie hatte sich der Hof vor meiner Garage zu einem Schauplatz für kranke Stalker entwickelt. Mein aggressiver Exfreund Kürsad erhob sich und kam auf mich zu. „Wie ich hörte hast du Noah abserviert“, sagte er begeistert. „Endlich hast du dich richtig entschieden.“ Seine Hände umklammerten meine Wangen und sein Kopf kam meinem gefährlich nahe. „Ich habe ihn nicht abserviert. Das geht dich auch überhaupt nichts an!“, knurrte ich und riss mich los. „Kümmer dich um deinen Dreck oder ich hole die Polizei!“ Es war erstaunlich leicht gewesen sich loszureißen und weiter zu gehen. Kürsad stand gelassen an der Garage und wandte seinen Blick nicht von mir ab, als ich auf die Haustüre zuging. „Ich wollte dir nur nochmal zeigen, dass ich frei bin“, rief er mir hinterher. „Der Gerichtstermin wird bald sein aber meine Augen und Ohren sind überall. Überleg dir gut, was du an dem Tag sagen wirst.“ Kürsad wollte mich also bedrohen. Von mir aus, das würde nichts ändern. Er und seine Clique konnten mir drohen, wie viel sie wollten aber mein Plan war es immer noch, ihr Kartenhaus zum fallen zu bringen.
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